<315> Euch im Vertrauen sagen will, wie Ich die allergrösste und fast gewisse Hoffnung habe, dass die Türken noch zu Ende dieses Monats oder doch anfangs Junii mit den Oesterreichern brechen und diesen zu Meinem Faveur in Ungarn eine nachdrückliche Diversion machen werden. Da alsdann diese nothwendig dahin detachiren müssen, so werden alsdann die österreichischen Truppen, so Cosel belagern, die ersten mit sein, so sie nach Ungarn detachiren, mithin solche von selbst die Belagerung aufheben müssen.

Da Ihr sonsten auch immer gute Leute an der Hand gehabt, die Ihr nach Ungarn geschicket, und die Euch von daher exacte Nachrichten gebracht haben, so würde es Mir sehr nützlich sein, wenn Ihr ein paar dergleichen sogleich in Ungarn schicken könntet, die sich genau und bald, auch ganz droit erkundigen müssen, ob man sich allda vor die Türken zu fürchten anfanget und ob die Oesterreicher anfangen, deshalb einige Gegenanstalten zu machen und nach der Gegend Temeswar oder Ofen Munition, Artillerie oder Truppen, wenn es auch nur Milice wäre, zu schicken, und was sonst da passiret; sie müssen aber suchen, wenn sie von allem richtige Nachrichten eingezogen haben, bald zurückzukommen, und müsset Ihr sie instruiren, dass, wenn es auch geschehen sollte, dass alsdann Cosel bloquirt wäre und sie nicht sicher mehr zu Euch kommen, noch Ihr Mir Nachricht geben könnet, sie alsdann gerade nach Brieg gehen und ihr Mitbringen dein Obristlieutenant von Sass aussagen müssen, der Mir solches citissime melden wird.

Ich verlasse Mich übrigens in allem auf Euch.

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Kriegsarchiv des Königl. Grossen Generalstabs zu Berlin.


12054. AN DEN GENERALLIEUTENANT FREIHERRN VON DER GOLTZ.1

Lager bei Meissen, 2. Mai 1760.

Von dem Einhalte Eures unter dem 28. voriges an Mich erstatteten Rapports, so Ich heute allhier erhalten, bin Ich recht sehr zufrieden gewesen und danke Euch wegen der Mir darin communicirten Nachrichten,2 mit welchen Ihr weiter zu continuiren habet. Ich glaube daraus auch, dass der Feind dorten so bald noch nicht an eine oder andere Belagerung denken werde, und wenn er noch keine Belagerung vor Ende des letzteren Monats April angefangen hat, so haben wir auch deshalb nichts zu besorgen ; und gesetzt auch, dass der Feind nunmehro



1 Die Berichte von Goltz sind im Monat Mai datirt am 2. und 10. aus „Giessmannsdorf bei Neisse“ , am 31. aus Lauban.

2 Goltz hatte berichtet, dass die Belagerungsartillerie noch nicht bei dem Laudonschen Corps eingetroffen sei, sondern sich noch in Olmütz und Brünn befinde; Laudon selbst sei am 25. April nach Olmütz gegangen.