<384>ciers1 angehend. Mir däucht, dass es indiscret von Seiten des ersteren gehandelt ist, wann derselbe dasjenige, was der König an ihn unter dem gewöhnlichen Vertrauen unter Freunde naturellement geschrieben, so crûment dem letzteren cummuniciret hat, wovon ich gar keine Ursache noch Absicht errathen kann. Es freuet mich, dass ich Ew. Excellenz vorhin schon die Originalantwort des Landgrafen wegen dieses ihm überlassenen Officiers2 zugesandt habe. Und da also, wenn der König das chiffrirte Schreiben gedachten Ministers gesehen haben würde, solches den Aigreur, so leider sich schon bei Gelegenheit der 10 Escadrons Dragoner3 zeiget, noch mehr augmentiren möchte, so habe ich solches vorzulegen Anstand genommen und muss Ew. Excellenz überlassen, ob Dieselbe von dem übrigen Einhalt des Schreibens noch einigen Gebrauch auf gute Art machen wollen. Ich muss Ew. Excellenz hierbei zu Dero alleinigen Direction und im höchsten Vertrauen melden, dass ohnerachtet ich das gute Herz des Prinzen gegen des Königs Majestät kenne und davon schriftliche Proben in Händen habe, dennoch Dero Betragen gegen letztere schon seit einiger Zeit her ganz singulier gewesen ist. Schon im Winter vorigen Jahres, als das Corps von der alliirten Armee unter dem Erbprinz von Braunschweig hier war, forderte der Prinz Ferdinand solches mit einer Art von Hauteur wieder zurück, die mich sehr frappirete, so dass er fast in seinem Schreiben an den König denselben einer Manque von Parole accusirele, die doch nicht da war, und gedachte Truppen dorten zu nichts als in die Winterquartiere zu gehen gebrauchet werden konnten, welche sie hier weit besser wie dort hatten und wovon sich die Sachsen noch ressentiren, auch gewiss die Gefahr, worum diese Truppen hier waren, noch existirete. Des Königs Majestät blieben allemal in der grössesten Moderation. Nachher extendireten der Prinz Ihre Quartiere, [Hessen] Contributions und Lieferungen ausschreiben nebst denen Werbungen, auf eine vorhin nie geschehene Art, so dass Sie den König platt auf Sachsen recognirten, und schrieben zuweilen ganz empfindliche Briefe deshalb, worunter der König allemal nachgab und in der grossesten Moderation blieb.4 Nachher schlug gedachter Prinz dem König einen im vorigen Herbst erst vom Stabescapitän zum Major avancirten Officier, den von Bülow, zum Obristen zu avanciren vor,5 und als des Königs Majestät solches wegen der ohnvermeidlichen Inconveniences mit Dero andern Officiers ganz poliment declinireten, jedoch die Hoffnung Hessen, dass solches bei distinguirten Gelegenheiten noch geschehen sollte, so marquirete der Prinz vieles Missvergnügen darüber. Endlich kam der Rappel der 10 Escadrons Dragoner dazu, und obschon der König dem Prinzen auf seine dagegen gethane Vorstellung auf die douceste Art den considerablen Verlust, welchen Sie an Kavallerie in der unglücklichen Affaire bei Maxen erlitten und davon Sie aller geschehenen Efforts ohnerachtet nur 10 Escadrons wieder retabliren können, mithin Ihnen noch 25 fehleten, auch die grosse Disproportion der Situation von dem Prinzen gegen die Ihrige remonstrireten, da der Prinz gegen die Franzosen überhaupt 2 Mann gegen 3, nämlich 90000 gegen 120000 Mann, der König aber 1 Mann gegen 2 feindliche überall stellen könnte, so hatte doch der Prinz diesen ihn eigentlich wenig relevirenden Abgang der 10 Escadrons in Engelland höher angebracht, als es wohl sein sollen, und kann sich deshalb noch nicht beruhigen, obschon der König ihm alle seine dort stehende Husaren nebst dem Freibataillon lässet, die hier und in Schlesien zur höchsten Nothdurft gebrauchet werden könnten.

Ich schreibe dieses alles nicht gegen Ew. Excellenz, um diesen würdigen und sehr estimablen Prinzen in einigen Tort zu setzen, sondern nur, dass [ich] wünschete,



1 Donop hatte geschrieben: „Monseigneur le Landgrave s'est servi du duc Ferdinand pour demander au Roi le congé pour le sieur Jungheim (vergl. S. 274). Sa Majesté a répondu qu'elle ne se souciait pas de garder cet officier dans son service, mais qu'elle le retenait, pour avoir quelque chose en main pour cajoler ce Prince.“

2 D. d. Cassel 6. März.

3 Vergl. Nr. 12119.

4 Vergl. Nr. 11858. 11873.

5 Vergl. Nr. 12039.