<506> Expedition sei; denn in Friedenszeiten die Pferde derer Tartern niemals beschlagen würden. So hätten auch viele von denen Tartern ihre zu Hause überflüssig gehabte Pferde auf dem Markt zu Brod verkaufet. An 100 russische Officiers, jedoch ohne Truppen, mit ihren Bagagewagens, [seien] alle nach Russland zurückgegangen, um dorten zu werben und ein Corps zu formiren, sich denen Tartern zu opponiren. Wann diesen Aussagen Glauben beizumessen, so würde doch ein Friedensbruch zwischen der Pforte und dem kaiserlichen Hof ohnvermeidlich sein . . .

Jemand, der den österreichschen General Hadik kennen will, hat versichern wollen, als habe er von seinem Hofe die Ordre bekommen, sich mit denen Preussen in kein starkes Engagement einzulassen, indem man einen grausamen Feind zu besorgen habe, der wohl nächstens brechen dörfte. Relata refero.

Indess ist der Feldmarschall Daun heute Vormittag mit seiner Armee in fünf starken Märschen von der schlesischen Grenze anher zurückgekommen und hat sich ohngefähr eine gute Meile von hier auf denen Höhen bei einem Dorfe Schönfeld campiret. Man will versichern, und Ueberläufer confirmiren es, dass er über die Elbe diesseits gehen wolle. Die Belagerung wird indess continuiret, und obschon des Königs Majestät verboten haben, dass die Wurfbatterien mit Bomben nicht in die Stadt werfen sollen, so sagt man mir doch so eben, dass in der Stadt in der Gegend der Kreuzkirche ein starkes Feuer aufgegangen sein solle, so sehr geschwinde zunähme. Ich habe nicht das Herz, darnach zu sehen, die unglückliche Retour von Daunen kann dazu contribuiret haben; der Höchste wolle sich aller armen unschuldigen Leute erbarmen! . . .

Eichel.

Auszug aus der Ausfertigung.


12269. AN DEN OBERSTLIEUTENANT VON KLEIST.1

Gruna, 19. Juli 1760.

Ich finde vor nöthig, Euch vermittelst der abschriftlichen Anlage Euch diejenige Disposition zu communiciren,2 welche Ich heute Mittag an des Prinzen von Holstein Gottorp Liebden zu seinem Verhalten geschicket habe, und ist Mein Wille, dass Ihr Euch deren Einhalt recht bekannt machen und sodann darauf Acht geben sollet, damit alles, was Ich darin disponiret, recht und exact, auch nicht zu früh, auch nicht zu spät geschehen müsse.

Was den Daun angehet, da werde Ich sehen, ob er wird herüber über die Elbe gehen oder dort wird bleiben wollen, wornach Ich denn Meine Mesures nehmen werde. Der Pr[inz] will mit dem ganzen Corps nach Reichenberg;3 was will er dar machen? Wann es nicht angehen könnte, die andere Seite zu mainteniren, so wäre besser, er zöge sich mit seinem ganzen Corps hier herüber, aber nicht ohne Noth.

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Kleistschen Familienarchiv zu Kiekow im Regierungsbezirk Cöslin. Der Zusatz eigenhändig.



1 Der einzige vorliegende Bericht Kleists aus dem Juli, vom 25., ist datirt aus dem Lager bei Nauslitz (südwestl. von Dresden).

2 Vergl. Nr. 12265.

3 Vergl. S. 511.