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12329. AN DEN GENERALLIEUTENANT VON HÜLSEN.

Lager bei Breslau, 24. August [1760].

Mir seind Eure beide Briefe vom [16.] und 19. dieses zugekommen. Ich habe nicht ein Wort gegen Eure bisher gehaltene Conduite zu sagen, sondern sehe Selber wohl ein, dass es nicht anders sein können, als wie Ihr es ganz sehr vernünftig gemachet habet.1

In vierzehen Tagen oder drei Wochen wird es hier wohl zu einer grossen Decision kommen. Die Russen haben sich von Trebnitz nach Militsch näher gegen die polnische Grenze zurückgezogen. Sobald Ich Meinen Bruder an Mich haben werde, so werde Ich den Daun auf den Hals gehen, und wenn solches mit uns gegen ihn gut gehen wird, so werde Ich dann in den Umständen sein, nach Sachsen zu detachiren; jetzo aber seind Meine Umstände hier wegen des Feindes noch sehr beklommen. Ich wünsche Euch bald von hier ganz gute Zeitung zu geben. Pressiret inzwischen den Prinz Ferdinand von Braunschweig, so viel nur möglich, seine Attention mit auf Sachsen zu richten.2

Friderich.

Nach dem Concept.


12330. AN DEN ETATSMINISTER FREIHERRN VON SCHLABRENDORFF IN BRESLAU.

Hermannsdorf, 24. August 1760.

Ich danke Euch ganz gnädig für die Mir in Eurem Schreiben vom 23. dieses gegebene Nachrichten sowohl wegen Schweidnitz als sonsten,3 wiewohl letztere Mir schon alle bekannt gewesen. Jetzo beruhet alles auf die Russen, mit welchen wir erst hier fertig sein, eher aber nichts weiter anfangen müssen, wo wir sonsten nicht alles verderben wollen.

Friderich.4

Nach der Ausfertigung im Kriegsarchiv des Königl. Grossen Generalstabs zu Berlin.



1 Hülsen hatte, Strehla 19. August, gemeldet, er habe sich, um nicht von Torgau abgeschnitten zu werden, über Riesa auf Strehla zurückziehen müssen.

2 Vergl. Nr. 12319.

3 Schlabrendorff hatte berichtet, die Festung Schweidnitz sei vollständig vom Feinde eingeschlossen; Daun habe sein Hauptquartier in Konradswaldau, Laudon in Striegau; österreichische Corps ständen bei Fürstenstein, Freiburg und Bolkenhain.

4 Dem General von Treskow wird am 24. August geschrieben, der König „zweifele nicht, Ihr werdet dorten ferner allert sein und Euch keine Affronts vom Feinde thun lassen. Ihr werdet sonsten dieses Jahr von dem Feinde nicht attaquiret werden; deswegen Ich auch schon resolviret habe, dass, wenn Ich weiter mit der Armee vorrücken werde, Ich alsdenn das eine Bataillon von Knobloch, sowie auch das dortige Commando Dragoner an Mich zur Armee ziehen will.“ [Berlin. Generalstabsarchiv.] Wie aus einer eigenhändigen Weisung auf Treskows Bericht vom 27. August hervorgeht, war nicht ein Bataillon von Knobloch, sondern von Mosel gemeint. — In einem Cabinetsbefehl an LattorfT vom 24. August bemerkt der König: „Ich vernehme . . ganz gerne, dass dortiger Orten noch alles ziemlich ruhig ist, und bin Ich schon zum Voraus allemal von Euch versichert, dass Ihr so wenig auf die Drohungen des Feindes die geringste Attention nehmen, als vielmehr dessen etwa zu unternehmende Insultes jedesmal auf das nachdrücklichste begegnen werdet.“ [Berlin. Generalstabsarchiv.]