11831. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN BERLIN.

Freiberg, 12. Februar 1760.

[Eichel schreibt in Bezug auf die Reise des Hofes und des Ministeriums nach Magdeburg:]93-2 Ich glaube, dass ein kurzes vorläufiges Séjour des Hofes zu Potsdam viel Éclat hätte evitiren und die beste Gelegenheit geben können, dessen ganze Equipage mit einer Art von Ménagement aus Berlin wegzubringen. Ausser dem Herren Geheimen Rath Köppen mit seinen Kassen sehe ich auch vor meine Wenigkeit nicht ab, warum die Herrn Minister vom Generaldirectorio sogleich jetzo von dieser Reise informiret sein dürfen, als wozu meines Erachtens noch allemal die Zeit gnugsam vorhanden wäre, wenn man erstlich sähe, ob und wie sich die Évènements anlassen wollten, da diese noch allemal alsdenn die Zeit haben würden, mit ihren Papieren folgen zu können. Diejenige aus dem secreten Archive und von dem Königlichen Departement der auswärtigen Affairen würden meines Ermessens von jetzo an und so allmählich nach und nach unter gutem Prätext à petit bruit nach Magdeburg geschaffet werden können; nichts, glaube ich, allarmiret Land und Staat mehr, als wenn auf einmal eine unsägliche Menge von Vorspann aufgeboten wird, und so viel Bauren mit ihren Pferden in trauriger Gestalt erscheinen. Wenn Ew. Excellenz es nicht ungnädig vermerken, so werde mich darüber noch etwas näher expliciren.

.... Beiliegendes Wiener Zeitungsblättchen93-3 habe mich nicht enthalten können, Deroselben mit beizulegen. Bei Lesung des so sehr übertrieben- und zugleich faden Lobes des Herzogs93-4 hat mich mein Gedächtniss auch wider meinen Willen einer Passage aus dem Boileau, so einmal vor vielen Jahren gelesen, und die sich ohngefähr schloss: « il se trouvent toujours des plus sots qui l'admirent », [erinnert].

So schlecht die vorigen Briefe aus Frankreich wegen des Friedensnégoce schienen, so viel gute Apparences geben gewisse letztere von sehr guter Hand dazu, welche Ew. Excellenz im Vertrauen zu communiciren mir vorbehalte, da heute mir die Zeit nicht vergönnet, solche copiiren zu lassen. Gott verhüte in Gnaden, dass die Conjoncturen nicht dergestalt werden, als die bewusste projectirte Reise solche zu supponiren scheinet; ich würde alsdenn sehr zweifeln, dass auch Magdeburg der rechte Platz von Sicherheit sein würde. Ein nothwendiger Umstand wird es aber sein, dass das dasige Magazin nicht die Fourage zu Unterhaltung der Hofstaats- und anderer Pferde geben darf, welches sonsten auf gewisse Fälle die Armee in Sachsen sehr incommodiren dörfte. Ew. Excellenz empfehle mich mit meiner allezeit getreuesten Devotion.

Eichel.

Auszug aus der Ausfertigung.

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93-2 Vergl. S. 92.

93-3 Vom 26. Januar 1760. Darin „Antwortschreiben eines herzogl. württembergischen Officiers von der Cavallerie an einen guten Freund unter den herzoglich braunschweigischen Truppen“ .

93-4 Von Württemberg.