11940. AN DEN GENERALLIEUTENANT VON LATTORFF, COMMANDANTEN VON COSEL.

Freiberg, 24. März 1760.

Ich schreibe Euch hierdurch, jedoch bloss zu Eurer alleinigen Nachricht und Direction und mit dem expressen Befehl, dass Ihr niemanden etwas davon sagen, sondern Mir das grösste Geheimniss davon halten sollet, dass nach dem Operationsplan, so die Russen gemacht haben, dieselben ohngefähr im Monat Mai oder mit Ende dessen mit ihrer<196> Armee in zwei separaten Corps agiren und mit dem einen nach Colberg in Pommern, mit dem andern auf Glogau gehen und also beide Orte belagern wollen, zu gleicher Zeit da die Oesterreicher mit einem Corps d'armée in Oberschlesien agiren wollen und es wohl Euren Posten zu Cosel gleich zuerst gelten dörfte. Da nun Ich nicht intentionirt bin, Mir so wenig den einen als den andern von diesen drei Posten von dem Feinde nehmen zu lassen, so dienet Euch zu Eurer Direction, dass Ich alsdann zuerst nacher Colberg gehen werde, um diesen Mir nothwendigen Ort zu souteniren und das Land allda vom Feinde zu säubern, worauf Ich die Oder heraufgehen, Glogau souteniren, dann aber Cosel secondiren werde.

Ihr könnet also Eure Mesures darnach nehmen, und bin Ich von Euch gewiss versichert, dass Ihr wie ein braver, rechtschaffener Mann, auf dessen Treue Ich Mich ganz fest verlasse, Euch inzwischen tapfer und rechtschaffen halten und Euch dergestalt so lange defendiren werdet, bis Ich Euch secondiren kann, welches gewiss geschehen soll und wird.

Friderich.196-1

Nach der Ausfertigung im Kriegsarchiv des Königl. Grossen Generalstabs zu Berlin.



196-1 In einem Schreiben an Fouqué, Freiberg 26. März, erklärt der König sich damit einverstanden, dass an Stelle des gefährlich erkrankten Generals Lattorff der Oberstlieutenant von Sass, bisher Commandant von Brieg, die Functionen des Commandanten von Cosel übernimmt. Eigenhändig fügt der König hinzu: „II faut que Sass se rende familière l'instruction de la défense de Cosel que Lattorff a reçue de moi.“ [Wien. Kriegsarchiv.] Vergl. Œuvres, Bd. 30, Nr. XIX. — Dem Major von Kalckstein wird am 26. März befohlen, „dass Ihr alles nur menschmögliche anwenden sollet, damit der Generallieutenant von Manteuffel wiederum ausgewechselt werde“ . Der König Überlasse es der „Pénétration“ und dem „Savoir-faire“ des Majors, „um alles so einzurichten, dass es zu unserer Avantage und zu Erreichung Meiner Absichten einschlaget, indem Ich Euch ohnmöglich Über alles Mir selbst hier unbekannte Détail von hier aus instruiren kann, und zufrieden bin, wenn nur der Generallieutenant von Manteuffel zuvörderst wieder völlig frei ist“ . [Berlin. Geh. Staatsarchiv.]