11998. AN DEN GENERAL DER INFANTERIE BARON DE LA MOTTE-FOUQUÉ.

Freiberg, 11. April 1760.

Ich fange an, immer mehr und mehr zu glauben und zu penetriren, dass der Feind bei kommender Campagne hier in Sachsen fast nichts mehr als die Reichsarmee wird lassen, Daun aber mit dem grössesten Haufen über die Elbe und durch die Lausnitz nach Schlesien wird gehen wollen. In solchem Fall nun, und wenn Ich dieses sehen werde, so werde Ich auch, sowie Noth am Mann gehet, nach Schlesien kommen.

Ihr werdet wohl begreifen, dass es alsdann sehr schwer sein wird, dass wir mit einander communiciren können, also werden wir alsdann sehen müssen, dass jeder von uns sich selbst Hilfe und mit Kunst und Adresse Rath schaffet, bis wir näher zusammen sind.

Wo nichts dazwischen kommet, so werde Ich den 26. dieses in das Lager rücken;259-2 man sagt, dass der Feind den 28. dieses in das seinige rücken wolle. So viel Ich von dessen Absichten bis dato judiciren kann, so wird, wie gedacht, dessen Armee nach Schlesien wollen, um den Laudon zu protegiren oder ihm vielmehr Anlass geben, die Belagerung von Neisse zu unternehmen. Ist dieses aber, so wollen wir alsdann schon sehen, wie wir weiter durchkommen.

Uebrigens dienet Euch zur Direction, dass, wenn Ich Euch sage, dass Ich zu Euch stossen werde, solches nichts anders ist, als zu dem m Schlesien unter Eurem Commando bei Euch bleibenden Corps der ohngefähr 17 Bataillons und 10 Escadrons, indem alsdann die übrigen schon unter Commando Meines Bruders, des Prinz Heinrich Liebden, nach Pommern oder wohin es sonst nöthig sein wird, marschiret sein werden.

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Marquez-moi vos idées sur tout ceci, car je parierai presque qu'entre ci et le 15 mai je serai en Silésie.

Federic.

Nach der Ausfertigung im Kaiserl. und Königl. Kriegsarchiv zu Wien. Der Zusatz „Marquez-moi etc.“ eigenhändig.



259-2 Vergl. S. 252.