12027. AN DEN GENERALLIEUTENANT VON TRESKOW, COMMANDANTEN VON NEISSE.
Freiberg, 21. April 1760.
Aus demjenigen, so Ich Euch vorhin schon wegen der Festung Neisse geschrieben habe,286-2 welchergestalt Ich expresse will, dass auf den Fall, da die Oestreicher die Belagerung von solcher unternehmen wollen,<287> diese Festung rechtschaffen und wohl defendiret, dem Feinde die Belagerung, so viel nur möglich ist, schwer und sehr difficil gemachet werden, auch selbige zum allerwenigsten auf drei Monate und drüber defendiret werden soll, bis Ich solcher zu Hülfe kommen und selbige von der Belagerung entsetzen kann, werdet Ihr Meine Intention und stricte Willensmeinung bereits zur Gnüge ersehen haben und Euch solcher vorkommenden Falles auf das exacteste conformiren.
Da Ich Euch nun zu dem Ende und zu Erreichung dieses Meines Zweckes hauptsächlich deshalb den Ingenieurmajor Lefèbvre dorthin gesandt habe, als dessen grosse Capacité und Erfahrung in seinem Métier und besonders in einer guten Defension von Festungen Mir Selbst sehr bekannt ist, derselbe auch verschiedene Belagerungen schon mit ausgestanden und dabei, was zur rechtschaffenen und geschickten Defension eines Platzes nöthig ist, sehr wohl begriffen und erlernet hat, als wird es Mir zu besonders gnädigem Gefallen, Euch aber zu so wenigerer Verantwortung gereichen, wenn Ihr dessen guten Rath und Angaben bei Defension der dortigen Festung und dem Manoeuvre, so dazu erfordert wird, in allen Stücken folgen, auch nichts vornehmen werdet, ohne ihn zuvorderst deshalb zu consultiren. Ich bin von dessen Mir bewährten Treue und Capacité versichert, dass derselbe Euch niemalen darunter etwas übles noch schädliches, sondern vielmehr alles gute und diensame zur wackern Defension der Festung rathen wird, und also Ihr nur solches befolgen sollet.
Friderich.
Nach der Ausfertigung im Kriegsarchiv des Königl, Grossen Generaistabs zu Berlin.
286-2 Vergl. Nr. 11967 und Nr. 11994.