12073. AN DEN GENERAL DER INFANTERIE BARON DE LA MOTTE-FOUQUÉ.
Lager bei Meissen, 10. Mai 1760.
Meine Nachrichten aus Dresden confirmiren, dass Laudon mit Becken bei Zittau zusammenstossen werde. So lange Mein Bruder in Schlesien stehen wird, so glaube Ich nicht, dass Laudon was entrepreniren werde; sobald aber ersterer genöthiget sein wird, gegen die Russen etwas zu unternehmen, alsdenn kann Laudon mit dem Corps von Beck zusammen zwei Sachen thun, nämlich eine: gerade gegen die Mark zu marschiren.
In solchem Fall müsset Ihr ihn hinter den Bober cotoyiren und von dar weiter nach der Oder bei Frankfurt herum, so alles ist, was Ihr solchenfalls werdet thun können.
Das zweite, so Laudon thun kann, solches kann sein, dass er nach Schlesien marschiren wollte. Auf welchen Fall Ich vorher ausser Stande wäre, dahin zu detachiren, so lange Ich mit denen etlichen 50000 Mann, so Ich hier habe, einen Feind, so, mit denen Reichstruppen zusammengerechnet, gewiss 100000 Mann stark ist, vor Mir habe. Euch bliebe solchenfalls nichts übrig, als Schweidnitz und Breslau wohl zu decken. Dem Feind würde es schwer werden, bis gegen Breslau zu penetriren, weil er sein Magazin und Brod nicht folgen lassen kann, und glaube Ich also eher, wie es auf Schweidnitz gemünzet sein werde. Da bleibet Euch nichts anders übrig, als gute Positiones zu nehmen, wo Ihr könnet, eine Belagerung in die Länge zu spielen und Zeit zu gewinnen.
Ich werde hier inzwischen stehen bleiben müssen, es wäre dann, dass Daun sich dahin rührete oder den Lacy detachirete; sonst kann Mich nicht von hier wenden.
Ich glaube, dass es nöthig sei, Euch bei Zeiten von allem vorstehenden zu instruiren, sonderlich da jetzo die Face der Sachen sich nach dem Marsch von Laudon aus Mähren geändert hat.
Friderich.
Nach dem Concept.
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