12151. INSTRUCTION UND DISPOSITION VOR DEN GENERALLIEUTENANT VON HÜLSEN.405-2

Im Lager bei Meissen, 9. Juni 1760.

Der Generallieutenant von Hülsen wird das Lager von Meissen den 15. dieses Monates occupiren. Er muss deshalb um 2 Uhr von die Katzenhäuser links abmarschiren und sich in das Lager setzen. Er muss deshalb auch alle seine detachirte Posten zu Döbeln und der Orten mehr an sich ziehen und den 14. dieses Nachmittages alle Posten, davon Ich ihn die Liste geben werde, ablösen lassen, auf dass Mein zweites Treffen Nachmittages auch über das Wasser gehen und Mir folgen könne, dazu sich das Regiment von Goltze mit anschliessen muss. Die 2 Bataillons von Haussen werden denselben Tag von Riesa und von Strehla abmarschiren und hier zu ihm stossen.

Was wegen Besetzung des Lagers allhier zu beobachten ist, deshalb werde Ich Selber mit ihm sprechen.

Alle Espions, so wir hier haben und die uns Dienste thun, werden ihm abgegeben werden, ingleichen wird er auch die Correspondance mit dem Generalmajor Salenmon405-3 unterhalten müssen.

Den 17. dieses werde Ich hier von der Elbe abgehen und überall ausbringen lassen, dass Mein Dessein sei, ein starkes Corps nach Schlesien zu schicken. Da Ich glauben muss, dass Daun solches nicht wird leiden wollen, so hoffe Ich, dass Daun zu dem Lacy mit einem guten Theil der feindlichen Armee wird stossen und nicht mehr als 20 Bataillons im Lager und bei Dresden wird stehen lassen wollen, da Ich denn Gelegenheit suchen werde, auf dem Marsch den Daun auf eine oder die andere Art zu attaquiren. Sollte es aber sein, dass der Feind bei Reichenberg405-4 stehen bliebe, so werde Ich Mich gezwungen sehen, den Feind in seinem dasigen Lager zu attaquiren und mit Meinen Märschen ihn in den Rücken oder in die Flanque zu kommen. Weil Mir aber bei allen diesen Umständen Zeitungen und Nachrichten zu haben, das allernothwendigste ist, damit Ich weiss, wornach Ich Mich zu richten habe, so wird der General Hülsen alle Mühe anwenden,<406> durch Espions, durch Patrouillen und durch sonst alle ersinnliche Mittel zu erfahren, auf welcher Seite der Elbe der Feind seine Forces ziehen wird. Denn sollte der Feind gegen alles Mein Vermuthen sich diesseits der Elbe herüberziehen, so kann Ich ihn, den General Hülsen, allhier nicht alleine exponiren und stehen lassen, so nicht möglich ist, sondern werde gezwungen sein, andere Maassregeln nach des Feindes Mouvement zu nehmen. Sollte es aber auch sein, dass der Feind sich bornirete, die Stadt Dresden alleine stark besetzet zu lassen und mit dem ganzen Ueberrest seiner Forces über die Elbe zu gehen, so wird der General Hülsen in diesem Lager den Obristen von Linden mit 5 Bataillons und das Freibataillon, auch 300 Husaren lassen, womit die Stadt und das Retranchement gegen eine feindliche schwache Garnison genug kann besetzet bleiben. Er, der General von Hülsen, aber muss mit dem Ueberrest seines Corps über die zwei Brücken zu Mir stossen. Es muss aber kein Mouvement geschehen, ehe und bevor man nicht recht gewiss weiss, was wirklich der Feind machet; vielmehr ist dieses eine Gelegenheit, da man sich nicht übereilen, sondern mit einer zuverlässigen Gewissheit agiren muss.

Friderich.

Nach dem Concept.



405-2 Die Berichte des General Hülsen aus dem Juni sind datirt vom 1. bis 17.: Katzenhäuser (vergl. S. 392), vom 19. bis 29.: Proschwitz (nördlich von Meissen).

405-3 Vergl. S. 403.

405-4 Nordwestnördl. von Dresden.