12228. INSTRUCTION VOR DEN GENERALLIEUTENANT VON HÜLSEN.
Gegeben Hauptquartier Gross-Dobritz, 29. Juni471-1 1760.
Ich werde hier den 2. des instehenden Monates Julii des Morgens früh wegmarschiren, da Ihr alsdenn des Nachts über das Wasser gehen und die Brücken abschlagen lassen werdet.
Was Meinen Marsch betrifft, so wird Mein erster Marsch auf Cracau471-3 sein, der zweite aber auf Kamenz. Ich gedenke und hoffe, dass Ich auf dem ersten Marsch von Euch noch Nachricht von des Daun seinen Mouvements werde erfahren können. Den zweiten Tag werdet Ihr sehen können, ob das Lager von Reichenberg weg ist, wovon Ihr Mir dann sofort Nachricht zu geben habt. Denjenigen, welchen Ihr damit schicket, könnet Ihr bei Zadel oder bei Riesa über das Wasser gehen lassen.
Laut allen Nachrichten so wird Daun Mir folgen und Ihr also nichts weiter vor Euch behalten wie die Reichsarmee. Ich werde von Kamenz nach der Gegend von Bautzen marschiren und, wo es in der Welt möglich ist, unterwegens mit dem Feinde eine Affaire zu engagiren suchen. Sollte es aber nicht möglich sein, so ziehe Ich doch die ganze Armee von Daun nach Mir, und habt Ihr alsdenn weiter nichts als Euer Lager und die Gegend von Leipzig zu decken. Sollte der Feind ein Detachement nach der Gegend von Leipzig schicken, so werdet Ihr immer in denen Umständen sein, mit einem Theil von Eurem Corps dahin zu marschiren und den Feind von da wegzujagen, die Position<472> aber, so Ihr bei Meissen habet, demohngeachtet doch conserviren zu können, indem der Feind ohnmöglich das Lager, so er hat, mit seinem ganzen Corps verlassen wird.
Ich bin ohnmöglich im Stande, Euch über alle die Fälle, so geschehen können, zu instruiren, indem dergleichen sehr viel und von differenten Sorten sein könnten, als par exemple: Schlage Ich den Daun, so kann man wohl leicht absehen, dass solches die Reichsarmee sehr behutsam und précautionneuse machen und solche nichts hasardiren wird. Werde Ich hergegen geschlagen, so kann Ich Euch vor gar nichts repondiren von dem, so geschehen wird. Kommt es hier nicht zur Bataille und wir gehen mit denen Oesterreichern zugleich nach Schlesien hin, so könnet Ihr Euch leicht vorstellen, dass unsere Correspondance auf einige Zeit wird ganz aufgehoben sein, da Ihr also alsdenn ferner als ein Mir bekannter ehrlicher und braver Mann zu handeln und nach Eurem besten Wissen und Gewissen zu thun habt, dass Ihr in allen Fällen, so vorkommen, allemal die beste und die honorableste Partie nehmet: zu sagen, dass Ihr Euch von dem Feinde nicht auf den Fuss treten lasset und dass Ihr alles zu conserviren und zu erhalten suchet, was noch zu erhalten sein wird. Ihr begreifet selbst sehr wohl, dass, wenn man einige zwanzig Meilen auseinander, es fast ohnmöglich sei, dass man über vorkommende Fälle mit einander correspondiren könne, und dass Ich ausser Stande sei, Euch bei jedem Fall zu instruiren, was Ihr zu thun habt; denn alleine die Briefe und die Antworten darauf acht Tage Zeit erfordern würden. Da es also ohnmöglich, dass wir dergleichen thun können, also überlasse Ich alles Eurer guten Ueberlegung.
Wenn währender Zeit in der Lausnitz noch was gutes vorfallen sollte, es mag sein, was es will, so werde Ich Euch schon davon Nachrichten geben; nur müsset Ihr nicht denen ersten Zeitungen, so die Oesterreicher und Sachsen aussprengen, so leichtlich Glauben geben.
Wenn Ihr auch auf vierzehn Tage vorläufig Mehl und Fourage vor Euer unterhabendes Corps von Torgau kommen lassen und solches in Eurem Lager behalten werdet, so glaube Ich, dass Ihr nicht übel thun dörftet.
Wegen derer Reconvalescirten von unserm Corps, da wird es nicht angehen, dass solche zu uns stossen; also, wenn dergleichen seind, so müsset Ihr davon Bataillons formiren und solche anfänglich noch in Torgau oder in Wittenberg lassen, dass solche doch, wenn es auch nicht mehr ist, zur Defension dieser Städte dienen können; es wäre dann, dass die Sachen ein besseres Ansehen gewönnen, als solche jetzo haben, und dass die Sachen in Schlesien sich aufkläreten; solchenfalls Ihr solche alsdenn durch die sichersten Wege nach denen Conjoncturen und Umständen zu Meiner Armee schicken [müsset].
So gerne Ich Euch auch noch Kavallerie hätte lassen wollen, so leiden es dennoch Meine übrige Umstände nicht, und sehet Ihr wohl<473> selber ein, wie Ich so schwach darunter bin, dass Ich nichts missen kann. Sollte bei Leipzig alles stille bleiben, so werdet Ihr sodenn doch von denen 2 Escadrons Freihusaren und von dem Bataillon von Salenmon disponiren können.
Die Bagagewagens von denen Regimentern von der Armee, zu sagen von denen, so Ich hier habe, werdet Ihr wohl nur immer bis auf andere Zeiten nach Magdeburg schicken können.
Ihr werdet übrigens noch aus der abschriftlichen Anlage ersehen, was Ich an den Geheimen Finanzrath Zinnow zu Wittenberg Eures Corps halber befohlen habe.473-1
Dieses ist Meine Instruction, so Ich Euch vorerst währender Meiner bevorstehenden Abwesenheit ertheilen kann, und habe Ich das allergnädigste und versicherte Vertrauen zu Euch, Ihr werdet solche als ein rechtschaffener, ehrliebender, capabler und braver Officier getreulichst und überall befolgen und Meinen Dienst und die Ehre Meiner Waffen überall nach allen Euren äussersten Kräften zu mainteniren suchen und darunter nichts unterlassen noch versäumen, was nur immer in Eurem Vermögen stehet. Dahergegen Ihr Euch nicht nur aller Meiner Gnade und Protection, sondern auch Meiner gewissen Erkenntlichkeit werdet versichert halten können.
Friderich.
Nach dem Concept.
471-1 Die Instruction wurde erst am 30. Juni an Hülsen abgeschickt, vergl. Nr. 12235.
471-3 Nordwestnördl. von Königsbrück.
473-1 Vergl. Nr. 12229.