12294. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN MAGDEBURG.
Leubnitz, 29. Juli 1760.
Se. Königl. Majestät haben auf einliegenden Bericht und die darin chiffrirt gewesene Passage des Baron von Knyphausen resolviret, dass Ew. Excellenz das Deroselben jüngsthin communicirte Schreiben des Baron von Edelsheim528-4 an gedachten von Knyphausen nur ganz in extenso mit dem fordersamsten en chiffres communiciren lassen möchten, an der Authenticité dessen um so weniger zu zweifeln, als solches in des Herrn Mackenzie mit M. Mitchell habenden Chiffre allhier chiffriret<529> angekommen und von letzterem dechiffriret präsentiret, auch unter eben solchem Chiffre die Ew. Excellenz gleichfalls bereits communicirete Antwort an den von Edelsheim adressiret worden.
Der Herr Baron von Knyphausen wird dadurch M. Pitt von der Unrichtigkeit der ihm zugekommenen Nachricht529-1 in allen ihren Umständen überzeugen, auch zugleich demselben die raren Équipées des Duc de Ch[oiseul] expliciren können. Ausser diesen kann gedachter Baron von Knyphausen an M. Pitt die bündigste Versicherungen geben, wie an keine Emissäre von Seiten Sr. Königl. Majestät gedacht worden, auch der Umstand von Rotterdam absolument falsch sei; gestalten dann auch selbst der von Edelsheim, wie er selber in seinem Schreiben anführet, ohne Vorbewusst Sr. Königl. Majestät nach Paris retour gegangen, die ihm vorhin auf seine Anzeige, dass er von London nach dem Haag zurückgekommen, nur simplement durch den von Hellen antworten lassen, dass, da seine Commission geendiget sei, er nur sogleich wieder nach Hause retourniren, seine Papiere aber versiegelt dem Herrn von Hellen zustellen könne, der solche gelegentlich an Ew. Excellenz schicken würde.529-2 Daher denn auch des Königs Majestät von des von Edelsheim aus den von ihm angeführten Ursachen genommenen Tour über Paris nicht ein Wort eher gewusst, als bis dass Sie solche jetzo allererst aus seinem Schreiben aus Turin ersehen haben. Im übrigen seind Ew. Excellenz bereits von dem Ungrund und der Calomnie des Ch[oiseulschen] Vorgebens, nämlich eines gewissen von Sr. Königl. Majestät geschriebenen Briefes, und von dem ridiculen Angeben, dass dem Wienerschen Hofe davon etwas communiciret worden, zu sehr informiret, als dass Dieselbe von dem Ungrunde dieser Erfindung nicht völlig überzeuget sein sollten. Von welchen Umständen dann Ew. Excellenz mehrgedachten Herrn von Knyphausen fordersamst zu informiren nicht ermangeln würden,529-3 sowie sonder Zweifel M. Mitchell an seinem Hofe auch thun werde.529-4
Ob übrigens gleich von Anfange dieser Sache halber nicht eine Indiscrétion bei dem G[othaischen] Hofe passiret sei, so nach Wien gekommen, da der sonst sehr gut intentionirte Geheime Rath von Keller von allem durch die Herzogin informiret worden, solches will ich vor mich an seinem Orte gestellet sein lassen, zumalen gedachte Herzogin in einem Dero bei denen Acten befindlichen Briefe selbst schreibet, wie alles dorten mit Espions umgeben wäre. In Eil.
Eichel.
Nach der Ausfertigung.
<530>528-4 Vergl. Nr. 12284.
529-1 Knyphausen und Michell hatten, London 15. Juli, berichtet: „M. Pitt nous a demandé ce matin, non par voie de reproche, mais seulement d'éclaircissement, s'il était vrai, ainsi que quelques-uns de leurs avis le portent, que vous eussiez, Sire, envoyé un second émissaire en France, qui devait en être revenu infructueusement et se trouver maintenant à Rotterdam.“
529-2 Vergl. Nr. 12068 mit Anm. 3.
529-3 Infolge dessen Ministerialerlass an Knyphausen, d. d. Magdeburg 2. August.
529-4 Vergl. Nr. 12295.