12368. AN DEN GENERALLIEUTENANT FREIHERRN VON DER GOLTZ.

Hauptquartier zu Dittmannsdorf, 18. September [1760].

Ich habe Euer Schreiben vom 16. dieses heute erhalten. Ich habe deshalb noch Mühe zu glauben, dass das dortige russische Corps, dessen eigentliche Stärke und Verfassung Ihr Mir noch nicht gemeldet habt, nach der Neumark und auf Krossen, auch Pommern vordringen wolle, da es keine Magazins in der Nähe hat und in dasigen schlechten und schon sehr heruntergekommenen Provinzen ohnmöglich subsistiren kann.586-2 Ihr habt indess Frankfurt an der Oder Euer Hauptaugenmerk sein zu lassen, und wenn, wie Ihr meinet, Euch der Feind bei Krossen nicht durchlassen wollte, eine Détour allenfalls über Christianstadt zu nehmen, um zu Eurem Zweck zu kommen. Von hier aus kann Ich noch nicht an Euch detachiren; alles, was Ich vorerst thun kann, ist, dass Ich Euch 700 Husaren schicken kann. Ich habe hier noch vor und hinter Mich einen an Anzahl superieuren Feind, den Ich demohnerachtet und ob Mir schon alle ersinnliche Mühe deshalb gegeben, auch vielen Abbruch gethan, dennoch wegen des sehr difficilen Gebirgsterrain zu nichts rechts engagiren können. Ich hoffe aber noch zu reussiren oder wenigstens solchen aus Schlesien gänzlich nach Böhmen zurückzutreiben; alsdenn Ich nicht einen Augenblick versäumen werde, dahin, wo es am nöthigsten, zu Hülfe zu eilen und zu detachiren.

Dass Ihr von der Garnison zu Glogau eine Escadron Husaren nebst dem Regiment von Ziethen an Euch gezogen, so ist solches gut, so lange Ihr bei Glogau stehet; solltet Ihr aber weiter wegmarschiren müssen, so müsset Ihr die Garnison zu Glogau nicht schwächen, und seind insonderheit mit die Husaren dorten nöthig. Dieses alles kann um so füglicher geschehen, als Ich Euch mit 700 Husaren unter dem Obristlieutenant Lossow verstärke. Ein mehrers kann Ich vor der Hand nicht thun, um so weniger, als, wenn Ich jetzo zu Euch detachire, die Oesterreicher gleich auch den auf dem Sprung dazu stehenden General Beck zu denen Russen detachiren würden. Ueberhaupt glaube Ich, dass, wenn die Russen<587> Colberg emportiren, alsdenn das dortige Corps nach Pommern marschiren werde, welches wir ihnen solchenfalls nicht hindern können. Sollte aber Colberg, wie Mir der Prinz Bevern Hoffnung machet, entsetzet werden,587-1 sodann glaube Ich, dass sich das dortige Corps Russen nach Polen ziehen wird.

Friderich.

Nach dem Concept.



586-2 Dem Major von Lichnowsky schreibt der König am 18. September, er sei „sehr begierig zu vernehmen, wohin das dortige Corps Russen seinen Marsch weiter genommen haben wird, da Ich noch Mühe habe zu glauben, dass es gegen die Neumark, Krossen oder Landsberg geschehen könne, weil es solchen dorten nothwendig an Subsistance fehlen muss“ .

587-1 Dem Herzog von Bevern in Stettin wird am 19. September geschrieben: „Die gute Versicherung, welche Ew. Liebden Mir in Dero Schreiben vom 13. dieses wegen Conservation der Festung Colberg geben, ist Mir ohngemein erfreulich gewesen, und hoffe Ich gewiss, dass Dieselbe solche realisiren und Mir die baldige Nachricht von dem Success der Sache geben werden.“ Bevern hatte in seinem Bericht gemeldet, er hoffe, „da die von hier mit einiger Artillerie abgeschickte Bataillons am 15. zu dem Generalmajor von Werner stossen werden, dass mit Gottes Hülfe in wenig Tagen die Festung Colberg entsetzt sein dürfte“ .