12383. AN DEN GENERALLIEUTENANT FREIHERRN VON DER GOLTZ.
[Hauptquartier Dittmannsdorf, 25. September 1760.]
Den 25. September habe Ich hier im Hauptquartier Dittmannsdorf Euer Schreiben vom 23. dieses erhalten. Ich danke Euch vor die Nachrichten;597-2 sie erfordern eine grosse Attention von Euch und dass Ihr Mir die geringsten weiteren Mouvements derer Russen sehr fleissig meldet.
So lange die Russen dortiger Orten stehen, so müsset Ihr Euch von da nicht rücken; wenn solche aber nach Polen weg seind, alsdenn müsset Ihr auf Sachsen denken und dahin, als den nothwendigsten und pressantesten Ort, wie Ich Euch gestern noch geschrieben,597-3 gehen.
Ich bin der Meinung mit Euch, dass, da Colberg durch den Generalmajor Werner glücklich entsetzet worden, die Russen nunmehr nicht nach Pommern, sondern vielmehr nach Polen zurückmarschiren werden. Ihr sollet einen Versuch thun, Euch auch allenfalls deshalb mit dem Major Lichnowsky concertiren, ob es nicht möglich sei, den Tottleben durch ein baares Präsent von 20, 30 à 40000 Thaler zu gewinnen, dass er unter dem Prätext des Schadens, so die Heuschrecken in der Neumark und der Orten an Getreide gethan, und dass die Oesterreicher dortiger Orten schon alles vorgefischet hätten und also nichts mehr zu leben sei, die russische Armee disponire, nach Polen zurückzugehen. Es ist um den Versuch zu thun.
An den Generalmajor Werner habe Ich die Ordre gegeben,597-4 dass, sowie er wegen Colberg fertig, er alsdenn sogleich über Stettin der schwedischen feindlichen Armee im Rücken gehen und sie dadurch mit<598> obligiren soll, sich wieder gegen Stralsund zu retiriren, da sie das Stutterheimsche Corps von vorne nehmen wird.
Observiret die Russen wohl und schreibet oft und fleissig. Alle Kosten, so Ihr deshalb machet, [werde] Ich gleich vergüten.
Friderich.
Nach dem Concept.
597-2 Ueber die augenblickliche Stellung und die Absichten der russischen Armee.
597-3 Vergl. Nr. 12380.
597-4 Vergl. Nr. 12381.