841. AN DEN ETATSMINISTER GRAF PODEWILS IN BRESLAU.
Von dem Cabinetssecretär.
Chrudium, 12. Mai 1742.
„Des Königs Majestät haben die Besorgniss, dass Mylord Hyndford, da er sich in so vielen Stücken sehr aufgebracht und passionirt erwiesen, gleichfalls von der zu Berlin in seinem Hause passirten Affaire einen sinistren Rapport an seinen Hof thun môchte. Sie haben mir deshalb befohlen, Ew. Excellenz zu schreiben, ob Dieselbe nicht vor gut fänden, den Andrié von dem wahren Verlauf dieser ganzen Sache, dem praecipitanten Betragen des Mylord Hyndford, der ihm dem ohnerachtet gegebenen grossen Satisfaction, und was dabei vorgefallen, schleunigst zu instruiren, damit derselbe mit Mylord Carteret daraus sprechen und ihm von allem Nachricht geben könnte. Welchem derselbe dann anzufügen hätte, wie Se. Königl. Majestät bei Dero gegen den englischen Hof pp. habenden guten Intention zweifelten, ob durch diesen hautainen Minister etwas gedeihliches auszurichten, und die Absicht des jetzigen Ministerii erfüllet werden würde. Daher Sie wünschten, dass ein anderer, <160>moderaterer und wohl instruirter Minister anhero gesandt, oder auch dem Mylord Stair aufgetragen würde, das secrete Negotium eines Accommodements mit Oesterreich und einer darauf zu schliessenden defensiven Alliance mit denen Seepuissances vom Haag aus, oder wie man es convenabel finden wurde, auszumachen“ ....
„Des Königs Majestät haben gestern Abend durch M. de Valory ein Schreiben von dem Cardinal erhalten.160-1 Nachdem Se. Königl. Majestät die Gnade hatten, mir solches heute lesen zu lassen, habe ich mir die Freiheit erbeten, solches abschreiben und Ew. Excellenz die Abschrift davon schicken zu dürfen. . . . Des Königs Majestät haben den Mylord Carteret .... einiger Duplicité soupçonniren wollen, Ew. Excellenz werden solches am besten beurtheilen,160-2 ich habe vor meine Wenigkeit davor gehalten, dass das englische Ministerium au fond nicht rechte Lust habe, der Königin von Ungarn halber sich in einen onereusen Krieg zu Lande einzulassen, und dass, was bisher debitiret worden, mehr aus Ostentation als Ernst geschehen sei, um die französischen Alliirten dadurch so viel möglich zu embarrassiren und ein oder andern zu detachiren, bis es sehen könne, wohin Holland sich determiniren werde. Sed manum de tabula.
Die letztere Passage des Postscripti in dem Briefe des Cardinals vom 29. Martii160-3 hat des Königs Majestät in Dero gefassten Soupçons bestärket, als ob Mylord Hyndford dem wienerschen Hofe nicht alle diejenige Représentations gethan, die er thun können und zum Dienste des Konig von Engelland und seines Ministerii thun sollen, und muthmassen Sie, ob es vielleicht nicht aus einer geheimen Jalousie gegen das jetzige Ministerium geschehen, da er noch eine Creatur des vorigen ist.“ ....
Eichel.
Auszug aus der Ausfertigung.
<161>160-1 Es sind zwei Schreiben d. d. Issy 29. März, bez. Fontainebleau 27. April. Das erste war seiner Zeit von österreichischen Husaren aufgefangen worden (vergl. oben S. 116), und Flenry abersendet deshalb eine Abschrift; eine Beilage bildet: „Copie de la lettre écrite à M. le cardinal de Flenry par M. de Bussy, Londres le 23 mars.“
160-2 Carteret hat zu Bussy gesagt: . . . „Qu'il n'était point de tout d'avis d'employer avec la France les petits artifices du précédent ministère; qu'entre deux grandes puissances comme la France et l'Angleterre il fallait faire noblement la paix ou la guerre.. . que le parti que prendrait la France et l'Angleterre devait être l'arrêt de la paix ou de la guerre“ etc. Podewils pflichtet in seinem Bericht vom 14. Mai der Auffassung des Königs bei: „J'avoue que je trouve une grande duplicité dans la conduite de ce ministre anglais, qui a même quelque chose de méprisable pour un homme qui se pique comme Carteret de penser et agir en Romain et noblement, et qui, dans le temps même où il fait toutes les démarches imaginables auprès du ministre de Votre Majesté en Angleterre de l'indisposer contre la France, ... fait des avances toutes opposées auprès du sieur Bussy, pour que l'Angleterre et la France partagent l'arbitrage de la paix et de la guerre et qu'on traite les autres en petits garçons.“
160-3 Die Stelle lautet: „Votre Majesté aura jugé aisément par tous les discours de milord Carteret qu'il voudrait se rendre médiateur et faire reprendre au Roi son maître l'influence qu'il avait ci-devant dans toutes les affaires de l'Europe.“