1233. AN DEN KÖNIG VON GROSSBRITANNIEN.
[Berlin, 19. October 1743.]451-1
Ew. Majestät kann Ich hiermit in freundbrüderlichem allianzmässigen Vertrauen nicht verhalten, welchergestalt Mir des Herrn Churfürsten von der Pfalz Durchlaucht zu vernehmen gegeben, wie Sie in nicht ungegründeter Besorgniss stünden und aus verschiedenen Ihro zugekommenen glaubhaften Nachrichten schliessen müssten, dass man damit umgehe, einen Theil der combinirten Armee, welche in der letztverstrichenen Campagne unter Ew. Majestät Commando zum Dienste der Königin in Ungarn Majestät am Rhein gestanden, auf ebendiejenige Weise, wie im verflossenen Winter geschehen, eigenmächtig in die jüllichund bergische Lande einrücken und daselbst die Winterquartiere beziehen zu lassen. Weswegen dann Seine Durchlaucht Mich inständigst ersuchten, Mich Ihrer hierunter nach Massgebung der zwischen beiderseitigen Häusern subsistirenden Verbindungen und Tractaten nachdrücklichst an<452>zunehmen und Ihro gegen solche Unterdrückung allianzmässige kräftige Assistenz zu leisten.
Nun bin Ich zwar von Ew. Majestät bekannten Gemüthsbilligkeit allzu vollkommen versichert, umb zu glauben, dass Dieselbe die Intention haben werden, die Lande eines neutralen und an denen gegenwärtigen Unruhen ganz keinen Theil habenden Reichsstandes denen Reichsgesetzen und Verfassungen zuwider mit Dero eigenen englischen oder churbraunschweigischen oder auch andern in grossbritannischem Solde stehenden Truppen willkürlich zu belegen und desselben ohnverschuldeter Weise schon ohnedem hart mitgenommene Unterthanen aufs neue mit einer so schweren Bürde zu belästigen, umb so mehr, da Ew. Majestät dasjenige, was Ich Ihro zu Anfang des gegenwärtigen Jahres, bei Gelegenheit des dazumal von Dero Kriegsvölkern durch die Herzogthümer Jülich und Berg genommenen Durchmarsches, zu Gemüthe zu führen genöthiget gewesen, hoffentlich annoch in unentfallenem Gedächtniss ruhen wird, Nichtsdestoweniger und weilen des Herrn Churfürsten von der Pfalz Durchlaucht Mich darumb so inständigst ersuchet und die Verbindungen, worinnen Ich mit Deroselben, kraft des zwischen den beiderseitigen Häusern im Jahr 1666 geschlossenen bekannten Unionsund Erbrecesses, wie auch des darauf sich gründenden letzteren mit dem Churhause Pfalz errichteten Tractats stehe, ohnablässig reclamiret, so kann Mich keinesweges entbrechen, Ew. Majestät von dergleichen Vorhaben, daferne wider besseres Vermuthen das dieserwegen ausgebreitete Gerüchte einige Realität haben sollte, hiedurch freundbrüderund nachbarlich zu dehortiren: wobei Ich dann vor überflüssig erachte, die Motiven, welche Ew. Majestät von solchem Vorhaben zurückhalten dörften, weitläuftig anund auszuführen, allermassen Dieselbe, nach Dero hohen Erleuchtung, die übelen und gefährlichen Suiten und Verwirrungen, welche daraus natürlicher Weise erwachsen würden, umb so mehr von Selbst einsehen werden, als Ich existente casu Mich nicht würde entlegen können, denen mit dem Churhause Pfalz wegen der Sicherheit und reciproquen Garantie der cleve-, jülich und bergischen Successionslande habenden alten und neuen Engagements die Erfüllung zu geben und die demselben gegen die Unterdrückung solcher Lande versprochene Assistenz wirklich zu prästiren.
Ich verspreche Mir auch dannenher ganz ungezweifelt, dass Ew. Majestät dieser Meiner wohlgemeinten freund-brüderlichen und zu unverbrüchlicher Unterhaltung des zwischen Uns subsistirenden guten und vertraulichen Vernehmens einig und allein abgezielten Dehortation bei Sich allen billig-mässigen Platz geben werden, dagegen Ich in unver- änderlicher Freundschaft und Hochachtung verharre etc.
Friderich.
H. Graf von Podewils. C. W. Borcke.
<453>451-1 Ara 19. October dem pfälzischen Gesandten von Beckers eingehändigt; die Insinuirung an den König von England blieb dem Gutfinden des mannheimer Hofes anheim gestellt, weshalb das Datum des Schreibens in blanco gelassen wurde.