<101>dorf.1 Also zweifele Ich nicht, dass, wenn da leichte Truppen bei Lichtenberg kommen, dass der P[rinz] Zweibrück nach Franken und Hadik nach Böhmen laufen wird. [Und] muss er zusehen, dass er die Husaren, wo sie von Chemnitz weg, bis gegen Zwickau, bis sie gegen Franken, poussirt.

Weisungen [Bleinotizen] für die Antwort; auf der Rückseite des Berichts von Hülsen, d. d. Mittweida 20. November.


12522. AN DEN GEHEIMEN COMMERZIENRATH VON REXIN IN KONSTANTINOPEL.

[Meissen,] 21. November 1760.2

Ich habe dem Feldjäger ein paar Exemplarien von der gedruckten Relation wegen der letzteren Bataille bei Torgau3 vor Ew. Wohlgeboren mitgegeben. Solche ist von höchster Hand aufgesetzet und dabei mit so vieler Moderation geschrieben worden, dass man lieber seine gehabte Avantages verringern als des Feindes Verlust vergrössern wollen, worauf Sie sicher zählen können. Von denen feindlichen Generalen ist Daun blessiret, der General Walther, Commandeur ihrer Artillerie, und Herberstein todt, Sincere blessiret, Buccow der Arm abgeschossen, Arenberg und andere mehr blessiret. Das particuläreste hierbei ist, dass, als es in Bataille etwas gewanket, Daun gleich einen Courier nach Wien geschicket und die Bataille der Kaiserin als gewonnen geschrieben, welcher auch dort mit blasendem Postillon eingeritten ist und ein grosses Frohlocken verursacht hat, bis darauf der hinkende Bote nachgekommen und traurige Gesichter gemachet hat, so dass die Bestürzung darüber viel grösser als vorher die Freude gewesen. Die übrige österreichsche Armee hat sich jetzt unter die Canons von Dresden und in den sogenannten Plauenschen Grund gezogen, so ein ganz inattaquabler Post ist. Der König occupiret inzwischen den allergrössesten Theil von Sachsen nebst Wittenberg, Torgan, Meissen und Leipzig, wie vorm Jahre. Die Reichsarmee, so nicht bei der Bataille gewesen, verlässt Sachsen und gehet nach Franken zurück.

Es ist betrübt anzusehen, wie die feindliche Armeen, so sich doch vor Retter von Sachsen ausgegeben, darin Haus gehalten haben. Städte und Dörfer haben sie geplündert und theils angesteckt, die Leute übel tractiret, alles ausfouragiret und ihnen überdem Pferde, Vieh, Wagens weggenommen und weggetrieben. Ich beziehe mich sonsten auf des Königs Brief4 und danke vor das Andenken mit dem Coffé, darüber ich mich berechnen werde; bis dato habe ich solchen noch nicht bekommen. Adieu, werthester Freund. Eichel.

Wegen des dort von Ihnen anzunehmenden publiquen Charakters, so haben des Königs Majestät Ihnen vorhin schon überlassen, solchen anzunehmen,5 wie es dorten bei der Pforte gebräuchlich ist, und wenn also der Chargé d'affaires dort nicht gewöhnlich oder doch verächtlich und von verdriesslichen Folgen ist, so werden Sie Sich folglich des von Ministre plénipotentiaire bedienen und Sich nach dem dabei dort gebräuchlichen Cérémoniel richten können. Es supponiren hierbei des Königs Majestät, dass Sie solchen publiquen Charakter nicht eher annehmen, als wenn es zur wirklichen Zeichnung oder Unterschrift des Tractats kommet, ausserdem und wann nichts aus dem Tractat wird, gedachter Charakter nur ganz umsonst sein und



1 Südl. von Freiberg.

2 In der Vorlage: 1756.

3 Nr. 12467.

4 Nr. 12516.

5 Vergl. Bd. XIX, 643.