12627. AN DEN GENERALMAJOR VON LINDEN.1
[Leipzig, Januar 1761.]
Sehe wohl ein, dass auf der Seite jetzt nichts mit Gewalt zu thun. Prinz Ferdinand aber wird, so wie friert, dieser Tagen gegen Franzosen agiren.2 Denn zu präsumiren, dass, wofern Prinz Ferdinand wegjagt Franzosen und Sachsen, sich die Reichstruppen wegziehen werden; ehe das geschieht, kann noch nichts sagen. Alsdenn schon vorstellen, dass die L[eute] Mouvements machen werden; also, wenn siehet, dass sie in Qu[artieren] rühren werden, rechnen, was die Ursach ist.3
Ohneracht es nicht möglich, auf einmal alles Geld und Fourrage p. zu bekommen, doch Attention haben, dass bei angehendem Frost denn suchte die Fuhren so viel möglich zu pressiren.
Weisungen [Bleinotizen] für die Antwort; auf der Rückseite des Berichts von Linden, d. d. Chemnitz 8. Januar.
12628. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN LEIPZIG.
Leipzig, 9. Januar 1761.
... Ich wünschete wohl sehr, dass die Antwort des Herrn Baron von Knyphausen auf die bekannten höchsteigenhändig aufgesetzeten Instructiones4 einlaufen könnte. Da der König den Articul von Schweden darin mit berühret haben, so würde man doch im Stande sein, wenigstens einigermaassen von der Denkensart des englischen Ministerii über die schwedischen Sachen zu urtheilen, zumalen ich nicht zweifele, dass nicht auch der Herr von Knyphausen von der jetzigen grossen Fermentation auf dem schwedischen Reichstage umständlich informiret sein sollte. Ich weiss nicht, wie weit M. Mitchell davon informiret ist, noch autorisiret sei, seinem Ministerio darüber etwas zu insinuiren oder hinzuwerfen, um dessen Sentiment deshalb zu sondiren; allemal aber besorge ich, dass, wenn auch gedachtes Ministère favorable darüber sentiren sollte, dennoch wegen der bekannten Langsamkeit in dortigen Affairen und wegen der weitläufigen Umstände, so nach der dasigen Verfassung dazu erfordert werden, es moutarde après le dîner sein, auch die Protection, so der Herr Goodrick in Engelland haben muss, viele Schwierigkeit darunter im Wege legen dörfte, da sonst derselbe gar nicht zu dergleichen Affaires aufgeleget zu sein scheinet. . .
Eichel.5
Auszug aus der Ausfertigung.
1 Der General Linden befand sich nach seinen Berichten im Januar in Chemnitz.
2 Vergl. S. 178. 184.
3 Auf Lindens Bericht, d. d. Chemnitz 9. Januar, in welchem er Nachrichten über die Stellung des Feindes einsandte, finden sich die Weisungen für die Antwort: „Danke. So viel Ich draus sehe, wird da vielleicht was zu thun sein. Sobald Prinz Ferdinand losjagt, [müssen] wir alsdenn sie auf einmal aufn Hals gehn; jetzo still sitzen, und dann auf einmal [aufn] Hals gehn. Richten [jetzo] nichts aus.“
4 Vergl. Nr. 12608.
5 An demselben Tage übersendet Eichel auf königlichen Befehl dem Minister das Déchiffré der Rexinschen Depesche vom 30. November 1760 (vergl. Nr. 12631) mit dem „Vermelden, wie Ew. Excellenz solche mit aller Attention durchlesen möchten, indem des Königs Majestät mit Ew. Excellenz noch vorher, ehe darauf geantwortet würde, darüber sprechen und Höchstdieselbe alsdenn allererst Dero Resolution darauf nehmen wollten“ .