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12776. AN DEN GENERALLIEUTENANT PRINZ FRIEDRICH EUGEN VON WÜRTTEMBERG.

Meissen, 29. März 1761.

P. S.1

Da Ich auch die Nachricht bekomme,2 dass die Russen wirklich nunmehro intentioniret seind, ihre Campagne mit der Belagerung von Colberg zu eröffnen oder doch sonsten diesen Ort während der Campagne belagern zu wollen, so werden Ew. Liebden nicht allein vor Dero jetziges unterhabendes Corps an die Magazins denken, sondern überdem auch das zu Stettin noch dahin verstärken lassen müssen, dass daselbst noch ein Vorrath an Mehl, Getreide und Fourage auf 5 Monat vor ein Corps von 30 000 Mann vorhanden sei, und dahin gleich zusammen gebracht werden müsse, auf dass, wenn Ich dorten dergleichen Corps hinschicke, solches zu leben habe.

Wenn es dorten zur Eröffnung der Campagne kommet, so werden Ew. Liebden etwa ein Regiment Husaren nebst ein paar Freibataillons gegen die Schweden stehen lassen, mit den übrigen insgesammt aber sich gleich gegen Colberg ziehen müssen. Deshalb es so gut als ohnumgänglich nöthig sein wird, dass Ew. Liebden gleich jetzo und zum Voraus schon alle Dero dahin zu haltende Marschrouten und zu nehmende Lagers vorarbeiten lassen, damit schon jetzt alles dazu präpariret sei, und die Execution davon, sobald es nöthig, ohne Anstand noch Aufhalt geschehen könne. Sollte Ich etwas näheres davon erfahren, so werde Ich solches Ew. Liebden sogleich communiciren.

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Königl. Haus- und Staatsarchiv zu Stuttgart.


12777. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN MAGDEBURG.

[Meissen, 29. März 1761.]3

#... Hier4 ist noch bis dato noch alles ruhig, ich bin aber doch besorget, dass diese Calme nicht von langer Dauer sein, und eins das andere so viel Ombrage geben wird, dass endlich die Flamme zum Ausbruch kommet.

Ich glaube Ew. Excellenz vor einigen Tagen bereits die Correspondance des Königs mit M. Mitchell wegen des Herrn von Edelsheim5 zugesandt zu haben, Höchstdieselbe haben den Herrn von Knyphausen noch in nichts davon präveniret, noch sonsten etwas befohlen, auf was vor einen Fuss er in London sein soll, vermuthlich, dass Dieselbe erst seine Ankunft dorthin abwarten wollen. Ich weiss nicht,



1 Das Hauptschreiben handelt über Gelder und Magazine in Mecklenburg.

2 Vergl, Nr. 12773.

3 Das Datum ergiebt der Inhalt. — Auf einem Schreiben an den Major von Anhalt vom 29. März findet sich der eigenhändige Zusatz: „Die östreichsche Kavallerie müsste man suchen eins anzuhängen.“ [Berlin. Generalstabsarchiv.]

4 Der erste Theil des Schreibens handelt Über den Erlass an Knyphausen vom 29. März und über die Mittheilungen Mitchells. Vergl. Nr. 12775 und Nr. 12773.

5 Vergl. S. 281. 282.