<314>

Extract eines Schreibens vom 1. April.1

Man ist in Wien sehr niedergeschlagen und fürchtet, dass die Spanier und Piemonteser ihnen eine Diversion in Italien machen werden; doch hofft man, dass es durch Vermittelung des französischen Hofes auf eine oder andere Art beigeleget werden und nicht zum öffentlichen Ausbruch kommen würde.

Es ginge auch die Rede, dass der König von Spanien eine Erzherzogin heirathen werde, jedoch verlangete derselbe, theils vor sich selbst, theils vor seinen Bruder, den Don Philipp, das ganze Florentinische, die Herzogthümer Parma und Piacenza, auch Guastalla und das Mantuanische; wohergegen dem Kaiser als ein Aequivalent vor das Florentinische ein Theil von Mailand und das übrige von diesem Herzogthum an den König von Sardinien zu einer Schadloshaltung vor das ihm im Aachener Frieden versprochene abgetreten werden solle. Man sei auch in Wien nicht ganz abgeneiget, etwas von diesen italienischen Staaten an die Krone Spanien abzutreten; da aber die Prétention zu stark wäre, so sei ein Gesandter nach Madrid gegangen, der darüber zu tractiren und einen Vergleich zu treffen suchen solle. Worauf man also mit grosser Ungeduld wartete und das beste hoffte. In Hungarn müsste es gleichfalls nicht richtig sein; ob es aber nur eine Art von Revolte der Nation sei oder ob man wegen der Türken besorget wäre, sei nicht zu erfahren, indem es bei Lebensstrafe verboten wäre, das mindeste von dergleichen zu sprechen.

Hingegen ginge auch eine Rede, dass eine Friedensunterhandlung mit Preussen anzufangen vor sei, und dass man absolument diesem Kriege ein Ende machen wolle und müsse, weil es zu sehr an Gelde fehle, und man auch durch den Frieden mit Preussen die Kron Spanien von dem wirklichen Ausbruch eines Krieges abzuleiten oder vielmehr im Zaum zu halten gedächte.

Dass sich ein Corps Russen mit dem Laudonschen Corps conjungiren und in Schlesien gemeinschaftlich agiren sollte, davon habe Referent in Wien nichts gehöret, wohl aber, dass der General Laudon eine Linie en forme eines Retranchements mit Redouten in Böhmen von Trautenau aus über Pölitz, Braunau auf Silberberg, nach Wartha, bis gegen Weidenau und Johannsberg ziehen lasse, um dadurch den Eingang in der Grafschaft Glatz zu verwahren. Sonsten werde in Wien noch immer stark von einem Stillstand der Waffen gesprochen, nach welchem Dresden ganz leicht besetzet bleiben und die österreichsche Armee sich an die böhmische Grenze, die Preussen aber bis Torgau zurückgehen und diese Gegend alsdenn ganz neutral bleiben würde.

Sit fides penes auctorem!

Nach der Ausfertigung.


12798. AU DUC RÉGNANT DE BRUNSWICK A BRUNSWICK.

Meissen, 6 avril 1761.

Je vous remercie infiniment de la bonne et intéressante nouvelle que Votre Altesse vient de me donner par Sa lettre du 4 de ce mois, au sujet du maréchal de Broglie et de ce que, faute de subsistance, il s'est vu obligé de regagner vitement avec son armée le Main, ne laissant que 2 régiments à Cassel. Cela soulagera bien le prince Ferdinand, qui gagnera au moins par là le temps pour réparer ses brèches. Il se peut que, parmi les susdits motifs, il y ait d'autres cachés encore pour que M. de Broglie ait pris le parti de regagner le Main.2 Car,



1 Vergl. S. 311. Anm. 4.

2 Aehnliche Nachrichten übersendet der König am 8. April an den Gesandten von der Hellen. Der Marschall Broglie werde sein Hauptquartier in Frankfurt a. M. etabliren. „Comme ce ne sont jusqu'à présent que des nouvelles du jour, il faut en attendre encore la confirmation.“