12856. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN MAGDEBURG.
Meissen, 29. April 1761.
... Es hat mich [die königliche Resolution wegen derer Don-gratuit-Gelder aus denen hannoverschen Hypotheken]1 ohnendlich erfreuet, als dadurch auch dieser unangenehme Stein des Anstosses gehoben worden und des Königs Majestät dadurch eine neue Marque von Dero Consideration vor des Königs von Engelland Majestät und vor das hannoversche Ministère gegeben haben, in einer Sache, so noch zu disputiren war. Ich habe immer gewünschet, dass diese Sache in den Weg einschlagen möchte, worin sie nun so glücklicher Weise gerathen ist; ich bin persuadiret, sie wäre längstens wie jetzo decidiret worden. Der sonst würdige M. Mitchell hat niemalen einen rechten Begriff davon gehabt und alles tumultuarisch angefangen. Präoccupiret von Leuten, die von seinen mitleidigen Sentiments abusireten, that er nichts, als sich gegen jedermann deshalb zu emportiren, ohne was ordentliches deshalb an den König zu bringen; sonsten, wann er nur einigermaassen die Tour genommen, deren Ew. Excellenz Sich bedienet haben, ich fest versichert bin, dass des Königs Majestät ihm sogleich alle Satisfaction gegeben haben würden. Ich hoffe, er werde nunmehro Ursach haben, sich zu beruhigen; mir wird solches zu einem Baromètre dienen; denn continuiret er weiter, so revêche wie bisher zu sein, so kann ich meine Soupçons nicht zurückhalten, eine andere Ursache seines bisherigen Betragens, es sei nun Krankheit, Spleen, oder was es sonsten wolle, zu urtheilen. Seitdem er letzlich zurückgegangen, hat er nicht eine Zeile an den König geschrieben. Alle meine Briefe von Leipzig und sogar von Breslau sagen, dass er sehr missvergnüget von Meissen nach Leipzig zurückgekommen; wäre es an dem, so begreife ich keine Ursache, indem des Königs Majestät ihn hier auf das gratieuseste und mit Dero gewöhnlichen Familiarité und Vertrauen accueilliret haben. Ich bin von dem guten und rechtschaffenen Fond seines Herzens versichert, ich wünschete aber, dass dergleichen Apparences nicht auf das Publicum Impression machen und solches einige Froideur zwischen beiden Höfen daraus urtheilen dörfte. So wie des Königs Majestät mir nur allererst heute gesaget, so wird M. Mitchell in Magdeburg bleiben. Ich hoffe, dass Ew. Excellenz alsdenn ihn überall reveniren machen werden.
[Eichel übersendet dem Minister die Depeschen Hellens2 und Plothos.3] Die . . von dem Plotho . . ist aber nicht weiter communiciret worden, und ich muss mir die Freiheit nehmen, darüber ein ganz besonderes Secret zu recommandiren. Es bleibet übrigens ganz ohnveränderlich wegen einer gewissen Sache bei dem Termino, der Ew. Excellenz in Chiffres in dem letzteren königlichen Schreiben4 gemeldet worden . . . [Der Minister soll dem Postamt zu Magdeburg Weisung geben, vom 1. Mai ab keine Briefe an den König von dort abgehen zu lassen, „sondern solche insgesammt an Ew. Excellenz abzuliefern“ .] Ich soll an Ew. Excellenz zugleich auf Sr. Königl. Majestät specialen Befehl melden, dass Dieselbe alle um solche Zeit und nachher ankommende Briefe, es sei selbst mit Couriers oder Estafettes, an Se. Königl. Majestät an Sich nehmen und selbige alsdenn unter Dero Enveloppe an den Commandanten zu Glogau, Herrn Major von Lichnowsky senden möchten, als der heute eine expresse schriftliche Instruction erhält,5 wie er solche Briefe alsdenn sicher an den König bringen soll. Welches dann hierdurch schuldigst ausrichten sollen.
1 Vergl. S. 362. Anm. 1.
2 Vergl. Nr. 12851.
3 D. d. Regensburg 23. April. Vergl. Nr. 12854. In seiner Antwort, vom 29. April, dankt der König für übersandte Nachrichten und befiehlt Plotho, „da... die jetzigen Umstände erfordern, dass Ich auf die schlesischen Sachen eine besondere Attention haben muss“ , weitere Nachrichten an den Grafen Finckenstein nach Magdeburg zu senden. „Ihr sollet bei denen Ausgaben, so Ihr in dieser Sache anwendet, nichts verlieren. Seid nur attent und continuiret fleissig, wie Ihr angefangen.“
4 Nr. 12844.
5 Vergl. Nr. 12857.