<418> Russen auf Colberg zu vereitelen und solche von der Belagerung abzuhalten.
Mein grosses Augenmerk ist jetzo auf das, was in Sachsen passiren wird, und um zu sehen, was dorten die Sachen vor einen Pli nehmen werden, auch, ob Daun, wenn Guasco zu ihm gestossen sein wird, alsdenn Dresden verlassen und hieher nach Schlesien kommen oder wie er sich sonsten drehen wird; welches jetzo Meine grosse Affaire ist, weil Mich dieses von denen Absichten des Feindes und ihren Desseins sehr eclairciren wird.
Wegen Meiner Alliance mit denen Türken, da könnet Ihr diese Zeitung in ganz Polen und so weit hinein, als wie Ihr wollet, ausbreiten. Ohnerachtet Ich nicht glaube, dass der Secours von der Seite so geschwinde, als wie Ihr es vermeinet, kommen wird,1 so ist es doch immer gut, viel Lärmen davon zu machen; denn Ich versichert bin, dass solches unsere Feinde in vielen Stücken intimidiren werde.
Wegen der Operationen derer Russen bin Ich fast bei Mir Selber persuadiret, dass der wirkliche Anfang davon nicht eher als allererst im Monat Julius geschehen werde.
Friderich.
Nach der Ausfertigung.
12911. AN DEN GENERALLIEUTENANT VON TRESKOW, COMMANDANTEN VON NEISSE.
Kunzendorf, 25. Mai 1761.
Euer Bericht vom 23. dieses ist Mir eingeliefert worden. Dasjenige, was Ich Euch jüngsthin wegen dort überall einzuziehender Nachrichten geschrieben,2 ist nicht geschehen: als ob Ich glaubte, dass Laudon jetzo gleich oder auch sobald daselbst was unternehmen würde, sondern dass Ich wissen will, ob und was vor Mouvements derselbe dorten von Zeit zu Zeit machet und wie seine Dispositions allda, auch bis in Mähren hinein sein mögen; welches und was deshalb passiret, wann Ihr Mir solches mit so vieler Zuverlässigkeit als möglich meldet, Mir viel Licht wegen derer Desseins des Feindes und dessen Absichten giebet; daher Ich Euch alle Attention darauf, und Mir solches fleissig zu berichten, nochmals recommandire.3 Was Ich Euch nachstehend
1 Goltz hatte, „Zarkau bei Glogau“ 24. Mai, geschrieben: „Wenn nur Ew. Königl. Majestät sechs Wochen, bis höchstens zwei Monate Zeit gewinnen könnten, ehe Dero Feinde was ernsthaftes unternehmen, so stehet alsdann zu vermuthen, dass sowohl die Russen als Oesterreicher die Hälfte ihrer Armeen gegen den Türken marschiren lassen müssen.“
2 Vergl. S. 410. Anm. 2.
3 Am 26. Mai wird dem General Treskow bekannt gemacht, dass der König ein Detachement von 500 Pferden zur Verhinderung der feindlichen Streifereien unter dem Major von Zeilenberg, den Treskow zu benachrichtigen habe, gegen Neisse schicke. Die Festung Neisse soll der General im Falle einer Belagerung für eine Armee von 40000 Mann auf 4 bis 5 Tage mit Brod verproviantieren, „damit Ich solches, wann mit der Armee bei Neisse ankomme, an Mich ziehen kann“ . [Berlin. Generalstabsarcbiv.]