<85> wegen derer Russen schon unter dem 9. dieses geschrieben und davon Mir Communication gethan haben. Ich zweifle daher auch gar nicht, dass, wenn Ew. Liebden Dero Marsch auf Küstrin und so viel möglich eiligst fortsetzen werden, sodann gegen Dero Ankunft, was noch an Russen zurück geblieben, seinen Rückmarsch nach Polen über die Weichsel mit verdoppelten Schritten nehmen wird.
Im übrigen habe Ich nicht anstehen wollen, Ew. Liebden, jedoch nur zu Deroselben alleinigen Direction, die Abschrift eines heute von Mir erhaltenen Schreibens von dem jetzigen Interimscommandanten zu Berlin, dem Capitän Wunsch'schen Regiments, wegen der darin enthaltenen Nachrichten von denen Russen zu communiciren.1
Friderich.
Zegelin berichtet, Berlin 11. November 1760: „Der Obristlieutenant von Heiderstedt hat den Adjutanten vom General Tschernischew, Namens der Chevalier de la Serre, welcher sich vor einigen Tagen bei Küstrin mit Willen hat gefangen nehmen lassen, um, wie er sagt, in Ew. Königlichen Majestät Dienste zu gehen, anhero geschickt... Ich habe von ihm Nachricht erhalten, dass, nachdem der Feldmarschall Butturlin zu Landsberg bei der grossen russischen Armee angekommen, der General Soltykow sogleich darauf nach Petersburg hat abgehen müssen, um wegen der Affaire von Colberg Rechenschaft zu geben. Der General Fermor ist darauf mit seiner Colonne über Driesen nach Polen marschiret, und der Feldmarschall Butturlin ist nach Stargard gegangen, woselbst auch Tottleben seine Retraite von Königsberg hin genommen hat. Nach Aussage des Chevalier de la Serre so gehet die Colonne, so ihren Marsch durch Pommern nimmt, über Danzig, um jenseit der Weichsel die Winterquartiere zu beziehen. In der Gegend von Landsberg ist zwar noch etwas weniges von Infanterie und Kavallerie stehen geblieben, so aber denen andern bald nachfolgen dörfte. Er sagt ferner, dass der russische Hof mit der Conduite des General Tottleben gar nicht zufrieden, und vermuthet man, dass er mit nächstem würde nach Siberien reisen müssen.“
Nach der Ausfertigung im Königl. Haus- und Staatsarchiv zu Stuttgart.
12502. AN DEN MAJOR VON LICHNOWSKY, VICECOMMANDANTEN VON GLOGAU.
Meissen, 13. November 1760.
Ich habe Euer Schreiben vom 9. dieses erhalten und daraus mit vieler Approbation Eure Attention, dem Feind nach aller Möglichkeit, wenn er sich Eurer Orten nähern will, Abbruch zu thun und das Land von seinen Streifereien zu decken, auch Eure Festung gegen solchen in Respect zu setzen, ersehen. Was die Russen anlanget, so geben alle Meine sichere Nachrichten, dass solche sowohl aus der Neumark als aus Hinterpommern fort und nach Polen zurück und jenseits der Weichsel gehen, so dass dasjenige von ihnen, so unter dem Tschernischew und Tottleben bis dato zurückgeblieben, allem sicheren Vermuthen nach, sobald des Generallieutenant Prinz Eugen von Württemberg Liebden
1 Vergl. Nr. 12500.