<95> Beisorge, so ich gehabt, dass wegen Dresden nichts auszurichten gewesen, welches von mir allemal mehr gewünschet als gehoffet worden.

Die Reichsarmee stehet noch in der Gegend von Chemnitz. In einem gestern aufgefangenen Briefe eines österreichschen oder sächsischen Obristen, der sich zu Chemnitz befindet, welchen Brief ich des Königs Majestät gleich zugesandt habe, schreibet derselbe, es wäre ein Vergnügen anzusehen, wie die ganze Reichsarmee auf dem Sprunge stünde gleich fortzugehen, sobald sich nur 200 à 300 Preussen von weitem sehen liessen. In einem andern gleichfalls aufgefangenen Briefe eines französischen Obristen, der sich bei dem Herzog von Württemberg als Deputatus von Frankreich befindet,1 schreibet derselbe an einen mir entfallenen sächsischen General, dass der Herzog mit seinem Corps sich in seiner vorigen Position nicht mehr sicher gehalten und daher hinter Weimar gerücket wäre; auf entstandenen Bruit von einer von denen Oesterreichern erhaltenen Victoire bei Torgau habe der Herzog solche sogleich durch Lösung derer Canons und kleinen Feuers celebriren lassen; weil aber bald darauf verschiedene Officiers und Gemeine von dem österreichschen Regiment Saint-Ignon versprenget und sehr eilfertig angekommen wären, die von der Victoire nicht wissen wollten, so möchte gedachter sächsische General ihm doch bald schreiben, ob der Herzog gut oder übel schiessen lassen...

[Auf ein eben empfangenes Schreiben Finckensteins vom 16. antwortet Eichel:] Inzwischen kann Ew. Excellenz vorläufig fest versichern, dass es ein falscher und ganz ohngegründeter Bruit ist, was man dorten von einer Veränderung des Hofes von Magdeburg nach Berlin debitiret, welches bis dato mit so viel mehrerer Assurance schreiben kann, als nicht nur Ew. Excellenz solches aus dem letzteren eigenhändigen Schreiben des Königs an Ew. Excellenz2 präsumiret haben werden, sondern auch des Königs Majestät in 2 à 3 Antworten an des Prinz Ferdinand Königl. Hoheit3 nicht approbiren, dass Dieselbe nach Berlin gegangen seind, auch noch in der letzten Antwort4 zwar genehm halten, dass Ihre Hoheit zwar eine kurze Zeit zu Berlin sejourniren und Sich ausruhen, alsdenn aber und bei dem geringsten feindlichen Motu Sich determiniren mögen, entweder nach Magdeburg oder nach Stettin zu gehen und daselbst zu bleiben. Welche Anekdote Ew. Excellenz versichern kann und der letztere Brief nur vor drei Tagen hier abgegangen, die aber zu menagiren bitte.

Eichel.

Auszug aus der Ausfertigung.


12515. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN MAGDEBURG.

Meissen, 18. November 1760, Abends nach 7 Uhr.

...In meinem heutigen Schreiben5 habe in der Eil' vergessen, Sr. Königl. Majestät Intention nach zu melden, dass, was unsere Officiers anbetrifft, welche bei Gelegenheit der letzteren Bataille in die österreichsche Kriegesgefangenschaft gerathen, man von solchen nichts weiter berühren sollte, als dass die beiden Herrn Generals Graf von Finckenstein und Bülow, und zwar ersterer bei einem Choc von der Kavallerie, da ihm das Pferd unterm Leibe erschossen worden, letzterer aber auch, da ihm in einer Mêlée das Pferd erschossen worden und beide nicht gleich wieder zu anderen Pferden kommen können, gefangen worden. Gleiches Sort habe der Obriste von Schwerin vom Regiment Gendarmes



1 Vergl. S. 91.

2 Nr. 12511.

3 Vergl. S. 51 und S. 75.

4 D. d. Unkersdorf 16. November. [Berlin. Hausarchiv.]

5 Nr. 12514.