<97> von dem Grossvezier erhaltenen Versicherungen noch nicht einen Schritt weiter als vorhin gekommen seid und Ich also daraus klar urtheilen muss, dass man Euch dorten nur von einer Zeit zur andern amusiren, aber nichts reelles vor Mich, zu einer Zeit, da Ich es nöthig habe und da es Mir noch helfen kann, thun wollen, Ich Euch also Meine unter dem 22. Juni dieses Jahres1 schon gegebene Ordre dahin wiederhole, dass, woferne die Pforte nicht sogleich den von Mir ihr angetragenen Defensivallianztractat, und zwar ohne alle weitere Bedingungen, unterschreiben und Mir darin alle Meine gegen Anfang des jetzigen Krieges besessene Provinzien und Lande garantiren, auch sich nicht zu einer gleich mit Anfang des nächstkommenden Frühjahres Mir gegen Meine Feinde, die Oesterreicher und die Russen, zu leistenden reellen und nachdrücklichen Hilfe zuverlässig engagiren will, Ihr alsdenn nur dort Eure Abscheidsaudience nehmen und Euch congediiren, auch zu Mir wiederum anher zurückkommen sollet, ohne Euch länger mit vaguen und vergeblichen Versprechungen amusiren zu lassen; maassen Ich nicht intentioniret bin, Mein Geld weiter in das Wasser zu werfen, da Ich keine Apparence sehe, dadurch was reelles dort auszurichten, noch Mir damit die intendirte solide Hilfe zuwege zu bringen.
Ich habe Euch vorhin schon geschrieben, was vor grosse Difficultäten im Wege stehen, worum das von dem Grossvezier verlangete Schreiben aus Engelland nicht erfolgen könne; es bleiben solche auch immer dieselbe. Gesetzten Falls aber auch, dass es möglich wäre, wie doch fast nicht zu hoffen stehet, dass ein dergleichen Schreiben aus Engelland zu erhalten, so bin Ich dennoch persuadiret, dass uns solches dennoch nicht zu unserm Zweck verhelfen, sondern dass der Grossvezier, vermuthlich aus personellen Absichten, obschon zum grossen Präjudiz der Pforte (welche niemals eine so favorable Gelegenheit als die jetzige, sich zu extendiren, wieder finden wird), von neuem so vielerlei an den Termes des Schreibens auszusetzen und so mancherlei neue Chevilles finden würde, dass wir dadurch nicht weiter, als wir jetzo seind, kommen und alles wieder auf Amusiren herauslaufen würde.
Ich habe Euch vorhin schon geschrieben, dass noch zur Zeit an keinen baldigen Frieden mit unsern Feinden zu gedenken sei. Obschon Ich auch den 3. dieses Monates bei Torgau in Sachsen die grosse österreichsche Armee unter dem Daun und La[cy] durch Gottes Beistand in einer hartnäckigen Bataille, wegen ihres sehr festen ingehabten Postens und grosser Menge von schwerer Artillerie, dergestalt geschlagen habe, dass man ihren Verlust dabei, ohne etwas zu exageriren, auf 25000 Mann an Todten, Blessirten, Gefangenen und Verlaufenen rechnen kann, auch sie 14 ihrer Generals todt, blessiret und bei uns [als] Gefangene haben, von uns auch wirklich 4 Generals,
1 Vielmehr am 29. August 1760. Vergl. Bd. XIX, Nr. 12339.