12489. AN DEN GENERALLIEUTENANT FREIHERRN VON DER GOLTZ.
Meissen, 12. November 1760.
Ich habe nunmehro von dem Generallieutenant von Lattorff zu Cosel die umständliche Nachricht von allem, was währender Zeit, da der Laudon diese Festung belagern und durch Stürme entrepreniren wollen, [passiret,] erhalten. Dieser würdige und rechtschaffene Mann hat sich wie ein braver General und Commandant defendiret und den Feind dadurch zum Rückzuge gezwungen. Da er aber von dem Feinde annoch in gewisser Maasse bloquiret ist, auch selbst bittet, dass zur Conservation der oberschlesischen Kreise nächstens ein Corps da heraufmarschiren möge, damit nicht der Feind in seine Absichten reussiren könne, das Land von aller Subsistance vor unsere Armee zu entblössen, indem der Strich, wo der Marsch getroffen, rein ausfouragiret worden, so besorge Ich, dass es ihm Mühe kosten werde, sich den Winter über zu souteniren, wenn es bei solcher Bloquade bleibet; daher es nöthig sein wird, dass Ihr demselben Luft machet.
Ich muss Euch hierbei von denen hiesigen Umständen informiren, damit Ihr in gewisser Maasse Eure Mesures darnach nehmen könnet. Man sagt, dass die Oesterreicher Dresden verlassen wollen und alles dazu arrangiren. Ich kann noch nichts gewisses deshalb schreiben; geschiehet es aber, so gehet alles von ihnen fort, und werden sie nur suchen, die Grenzen von Böhmen zu mainteniren, auch deshalb noch was aus Schlesien an sich ziehen müssen, solche genug zu besetzen. Ich hoffe, dass unsere hier gewonnene Bataille auch dorten auf den Feind solche Impression machen werde, dass er sich gegen Böhmen und Mähren zurückziehen wird. Wenn Ihr also nun denselben dorten dränget, so wird alles um so eher fortgehen.
Friderich.
Nach dem Concept.