12518. AN DEN GENERALLIEUTENANT FREIHERRN VON DER GOLTZ.

Naustadt, 19. November 1760.

Ich habe Eueren Bericht vom 15. dieses erhalten, und kann Ich Euch von hier aus nichts vorschreiben, was Ihr eigentlich dort zu thun oder zu lassen habt. Ich hätte sehr gewünschet, dass der Feind hieselbst totaliter geschlagen worden wäre. Es ist auch gewiss von uns darauf angeleget gewesen, und wäre zu wünschen, dass wir völlig darunter reussiret hätten; so aber werden die Oesterreicher dem Ansehen nach ihre vorjährige Stellung bei Dresden zu behaupten suchen, und könnte sich wohl zutragen, dass Nauendorff zu diesem Ende sich nach der Lausitz zöge;99-2 Ich glaube aber nicht, dass Laudon selbst aus Schlesien marschiren werde. Uebrigens so will Ich nicht in Abrede sein, dass Laudon mehr Kavallerie als Ihr bei seinem Corps habe; wann Ihr aber die Bataillons aus Schweidnitz und Breslau an Euch ziehet, so werdet Ihr ihnen an Infanterie gleich kommen.

Ich schreibe Euch jedoch in dem, so Ihr zu thun habet, nichts vor, und werdet Ihr bei allen Vorfällen nach Euerem besten Gewissen handeln und, so viel möglich, für die Completirung der Regimenter<100> besorget sein. Ich zweifele, dass wir dieses Jahr sonderlich viel Rekruten aus dem Gebirge bekommen werden; unterdessen hat das Prinz Heinrichsche Regiment und auch die Pioniers, um complet zu werden, solche sehr nöthig.

Friderich.

Nach dem Concept.



99-2 Auf dem Berichte des Generalmajors von Queis, d. d. Proschwitz 20. November, finden sich die Weisungen zur Antwort: „Ich habe Nachricht gekriegt, dass Nauendorff aus Schlesien marschirt; Ich glaubte nicht, dass er vor 6, 7 Tagen hier ankommen würde. Würde müssen Spions schicken, um sich danach zu erkundigen. Was vom Heinrichschen Regiment bei ihm wäre, möchte er nach Meissen zu Meinem dritten Bataillon schicken. Und sollte es sein, dass ein Corps Oesterreicher in Bautzen einrückte, würde ihm sogleich Ordre geben, sich über die Elbe zu ziehen und die Pontonbrücke abzubrechen.“