12535. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN MAGDEBURG.
Meissen, 24. November 1760.
[Eichel übersendet dem Minister das Schreiben an Knyphausen und Michell (Nr. 12533).]
Nach denen letzteren Nachrichten bat die Reichsarmee ihren eilfertigen Marsch continuiret und sich hinter Hof gezogen, der Württemberger aber auf Erfurt marschiret ist. In Schlesien hat der Generallieutenant Goltz den 19. dieses den Feind von Landeshut weggetrieben;112-3 von dem da gewesenen feindlichen Corps die eine Hälfte über Hirschberg nach Sachsen, die andere nach Liebau, als den einen Grenzort gegen Böhmen, gegangen ist. Der Feind hat bei seiner Retraite von Landeshut und von Friedl[and] so sehr geeilet, dass er 16000 Stück an Brod, 1200 Scheffel Haber und an 2000 Centner Heu an die Unsrigen zurückgelassen, und 1 Lieutenant mit etliche 30 Panduren gefangen gemachet worden. So klein diese Nachrichten seind, so dörfte es doch immer gut sein, wenn die auswärtigen [Minister] und das Publicum, sonderlich wegen des Posten von Landeshut, davon informiret würden. Ich wünschete von Herzen, dass Ew. Excellenz ich bald importantere Nachrichten von Coups décisifs geben könnte und die auf den Hauptwunsch grosse Influence hätten.
Unter denen Briefen von Mylord Maréchal d'Ecosse, so ich an Ew. Excellenz zum asserviren [zu übersenden] mir die Freiheit genommen, muss sich einer, so im Monat Mai oder Juni [geschrieben], finden, worinnen er dem König meldet, dass er Deroselben eine Provision von spanischem Tobak, welchen er, wo ich nicht irre, mit der Benennung von « per il naso del Ré » qualificiret, sende. Da von diesem Tobak bis dato nichts angekommen, noch sonst einige Nachricht, weder aus Engelland, noch von Hamburg oder von Genève, als denen Orten, wohin gedachter Lord dergleichen zu adressiren pfleget, eingelaufen, des Königs Majestät aber glauben, dass ersterer vielleicht in solchem seinem Briefe eine Adresse gegeben, wohin er den Tobak und<113> an wem geschicket, so muss auf Deroselben Verlangen Ew. Excellenz ersuchen, ohnvorgreiflich dem Herrn Geheimen Rath von Hertzberg aufzutragen, unter denen von mir übersandten Briefen vorerwähneten aufzusuchen und mir solchen alsdenn in Original mit der ersteren von dort abgehenden Estafette oder Courier, wo möglich, auf das baldigste zuzusenden, damit allenfalls deshalb weiter nach ein- oder anderem Orte geschrieben werden könne.
Eichel.113-1
Auszug aus der Ausfertigung.
112-3 Vergl. Nr. 12515.
113-1 Am 26. November übersendet Eichel dem Minister u. a. ein (uns nicht vorliegendes) königliches Handschreiben an den Obersten von Borcke, „so die Ueberkunft derer beiden Prinzen königlichen Neveux nach Leipzig au préalable anbetrifft“ ; ferner meldet er, „dass wegen Sr. Königl. Majestät Reise nach Leipzig noch kein Tag determiniret werden können und, nachdem die Umstände hier gehen werden, sich solches vielleicht noch ein 6 oder 8 Tage hinziehen dörfte“ .