12717. AN DEN GENERALLIEUTENANT PRINZ FRIEDRICH EUGEN VON WÜRTTEMBERG.252-2

Leipzig, 6. März 1761.

Der König macht dem Prinzen Mittheilung von den Erfolgen des Prinzen Ferdinand gegen die Franzosen.

Dieses alles kann nicht anders als von sehr gutem Effect sein, da nicht nur dadurch die französische Armee unter dem Broglie sehr ruiniret. und solches ausser allem Zweifel effectuiren wird, dass die Franzosen ihr sonst gehabtes Project, mit zwei Armeen, eine am Niederrhein und die andere gegen das Hannoversche, zu agiren, werden fallen lassen müssen. Wodurch dann nicht nur das von Meinen Feinden auf die künftige Campagne schon gemachte Project gänzlich derangiret und ein neues Concert allererst erfordert werden wird; nicht zu gedenken, wie es sehr wahrscheinlich ist, dass dieser Coup die Franzosen des weiteren Krieges noch mehr müde machen wird, als wie solche selbigen bereits schon seind, und dass also solches eine grosse Influence auf einen baldigeren Frieden haben könne.

Friderich.

P. S.

Auch habe Ich Ew. Liebden hierbei, wiewohl in besonderer Confidence und in dem Vertrauen, dass Dieselbe Mir noch zur Zeit ein ohnverbrüchliches Secret davon halten und Sich gegen niemanden, ohne Ausnahme, davon etwas äussern werden, communiciren wollen, dass nach allen politiquen Umständen es so ausstehet, als wenn wir dieses Jahr von denen Schweden gar nichts zu befürchten haben würden, oder auch dieselbe wohl gar Friede machen dürften. Sollte solches geschehen, so schreibe Ich Ew. Liebden zu Dero alleinigen Direction nur vorläufig hierdurch, dass Ich Dieselbe und Dero Corps solchenfalls zuerst destiniret habe, um die Russen in der Gegend von Colberg in Respect zu halten. Weilen aber eine grosse Apparence ist, dass, wenn auch die Russen jetzo ebruitiren, dass ihre erste Campagnenoperation<253> nach Pommern und gegen Colberg sein werde, solches dennoch nur eine Feinte von denenselben sein dürfte und sie dagegen sich wieder auf der Seite von Schlesien ziehen werden, um mit dem p. Laudon daselbst agiren zu wollen, so werde Ich Ew. Liebden unterhabendes Corps wie eine Reserve von Meiner Armee ansehen, welches hernach entweder nach Schlesien oder hierher nach Sachsen wird stossen müssen, wo nämlich denen Umständen nach alsdenn die Noth und die Gefahr zum grossesten sein wird. Dieses aber ist jetzo nur Meine generale Idee, die Ich Ew. Liebden nur ganz vorläufig communicire, um vor Sich darauf zu denken und Dero Plans darüber in Dero Kopf machen zu können.

Nach der Ausfertigung im Königl. Haus- und Staatsarchiv zu Stuttgart.



252-2 Der Prinz befand sich während des März in Rostock.