12927. AN DEN GENERALLIEUTENANT FREIHERRN VON DER GOLTZ.432-2
Kunzendorf, 1. Juni 1761.
Nachdem Ich den Einhalt Eures Schreibens vom 31. voriges mit mehrern ersehen habe, so gebe Ich Euch darauf in Antwort, wie dass Ich alle Eure Idées, so darin enthalten, vor recht sehr gut finde, nur däucht Mir, dass die Partie, so Ihr zu nehmen vermeinet, nach Krossen zu marschiren, noch zu frühzeitig ist. Secret:....432-3 Die Idee, dass der Feind was auf der Seite von der Neumark tentiren werde, ist Mir schon in den Kopf gekommen; demohnerachtet aber würde es jetzo zu früh sein, dergleichen Démarche schon zu thun. So habet Ihr auch von Krossen viel näher nach Frankfurt als die Russen von Posen. Der Posten zu Frankfurt vom Judenkirchhof ist ganz gut, die Russen aber können Euch alle Tage mit einem Corps masquiren und gehen alsdenn rechts oder links über die Oder, ohne dass Ihr es verhindern könnet. Die wirkliche Campagne wird gewiss vor dem 16. oder dem 20. dieses nicht angehen; zwischen hier und acht Tagen muss Ich positive Nachrichten haben, und alsdenn werde Ich Meine Resolution nach Erforderniss derer Umstände nehmen, die Ich Euch dann schreiben werde.
Das Regiment von Malachowski kann Ich auch jetzo noch nicht<433> von seinem bisherigen Posten433-1 ablösen lassen; Ich habe jetzo alle Meine Husaren detachiret und kaum 400 von den andern bei Mir, welche Ich nicht hinschicken kann, um die erstere ablösen zu lassen.433-2
Friderich.
Nach der Ausfertigung.
432-2 Die Berichte des Generals von der Goltz sind im Juni aus Zerbau (vergl. S. 371. Anm. 1) datirt.
432-3 Die ersten Worte nach „Secret“ sind im Original chiffrirt und nicht zu entziffern. Nach der Bleinotiz auf der Rückseite des Goltzschen Berichts vom 31. Mai handelte es sich um einen vom König erwarteten Tottlebenschen Bericht; es heisst in der Bleinotiz: „Müsste abwarten bis Ich noch einen Brief von Tottleben hätte.“
433-1 Das Regiment Malachowski stand bei Löwenberg. Vergl. Tempelhoff, a. a. O., Bd. V, S. 75.
433-2 Dem Prinzen von Württemberg erklärt der König am 1. Juni seine Zufriedenheit mit der Errichtung eines Husarenbataillons durch den Obersten von Belling. (Vergl. S. 161. Anm. 4.) [Stuttgart. Haus- und Staatsarchiv.]