1595. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL FÜRST VON ANHALT-DESSAU IN DESSAU.
Lager bei Wotitz, 25. September 1744.
Da Ich wegen der jetzigen Conjuncturen vor ohnumgänglich nöthig finde, dass Ew. Liebden nach Berlin gehen und über die daselbst stehende Regimenter sowohl als über die in der Churmark und im Magdeburgischen befindlichen Feldregimenter und Garnisons, Mein erstes Bataillon zu Potsdam ausgenommen, das Commando übernehmen, auch erforderlichenfalls in Militäraffairen alles dasjenige besorgen, was zur Sicherheit Meiner dortigen Lande und zur Verhütung aller wider Verhoffen etwa vorfallenden widrigen Zufälle dienen kann, so zweifele Ich nicht, Ew. Liebden werden Sich dieser Deroselben aus besonderem <292>Vertrauen aufgetragenen Commission gerne unterziehen, wie Ich denn Dieselbe hierdurch völlig autorisire, als welches Ew. Liebden den dortigen Feldregimentern sowohl als Garnisons, nebst Communicirung dieser Meiner Ordre und Autorisation, zur Nachricht und Achtung bekannt machen können. Ew. Liebden Mir und Meinem Hause so viele Jahre nützlich geleistete Dienste geben Mir die Versicherung, dass Dieselben dies vorerst aufgetragene Commando mit aller Dexterität und Prudence führen werden, und Ich beharre dagegen mit aller Hochachtung Ew. Liebden freundwilliger Vetter
Friderich.
P. S.
Da Mir auch die sichere Nachricht zugekommen, wie dass nicht nur die sächsischen Truppen in verschiedene Corps im Voigtlande, bei Dresden und in der Lausnitz sich zeither zusammengehalten, nunmehro aber befehliget worden seind, sich in marschfertigem Stande zu setzen, so dass ein Corps von ihnen auf die erste Ordre aufbrechen könne, sonder dass man noch zur Zeit nicht wisse, wohin auf solchen Fall der Marsch gehen werde, da einiger Meinung nach solcher nach Böhmen gehen soll, um der Königin von Ungarn, dem zwischen ihr und dem sächsischen Hofe errichteten Tractat gemäss, ein Auxiliaircorps von 10—12,000 Mann zu senden, andere aber in den Gedanken stehen, dass es Truppen wären, welche man an Hannover gegen Subsidien überlassen, so auch nach den hannöverischen Landen marschiren sollen, um selbige gegen eine französische Invasion zu decken, welches alles sich nächstens developpiren muss : so werden Ew. Liebden auf alle und jede Mouvements derer sächsischen Truppen sehr genau Acht haben, um zuverlässig informiret zu sein, was damit eigentlich intendirt wird. Dass darunter einige Absichten gegen Meine Lande verborgen sein sollten, ist nicht zu glauben, wenigstens glaube, nichts in diesem Jahre zu besorgen zu haben, und im kommenden Jahre werden sich auch deshalb Mittel finden. Ew. Liebden wollen übrigens glauben, dass Ich Deroselben schon ein convenables Corps formiren werde, wie Ich denn die in Preussen gestandenen 30 Escadrons Cavallerie und Dragoner nach der Churund Neu-Mark marschiren lasse.
Nach der Ausfertigung im Herzogl. Archiv zu Zerbst.