1689. AN DEN ETATSMINISTER GRAF MÜNCHOW IN BRESLAU.
Berlin, 16. Januar 1745.
Mein lieber Geheimer Etatsminister Graf von Münchow. Da Ich verhoffe, dass die anjetzo in der Execution befindliche Expedition des Fürsten12-2 Durchlaucht in Oberschlesien und was demnächst weiter geschehen soll, unter göttlichem Beistand von gutem und erwünschten Success sein werde, so ist Mein Wille, dass Ihr
<13>1) Inzwischen ein Factum praepariren und aufsetzen lassen sollet, worinnen alle Exactiones, Cruautäten, Exorbitanzien, auch was sonsten mit Enlevirung und Wegschleppung verschiedener Civilbediente vorgegangen, mit gehörigen Farben setzen lassen sollet, damit solches Factum hiernächst und wenn Ich es befehle publiciret werden könne.
2) Ferner sollet Ihr ein Patent an alle oberschlesische Unterthanen, so zum bisherigen Antheil von Oesterreich gehören, projectiren lassen, worunter Ihr dasjenige, so von der Königin von Ungarn an Meine schlesischen Unterthanen herausgehen und ausstreuen lassen wollen,13-1 zum Grunde nehmen, solches nach seinem Einhalt, jedoch mutatis mutandis, in gleichem Sinne verfolgen lassen und kürzlich ohngefähr dahin einrichten lassen sollet, dass, nachdem es der Königin von Ungarn gefallen, ohne dazu gegebene Ursache den zu Breslau errichteten Frieden zu brechen und das Sr. Königl. Majestät wegen Dero rechtmässige Anforderungen unter der Garantie so vieler grossen und respectablen Puissancen abgetretene Schlesien friedbrüchiger Weise zu Uberziehen, auch sogar die Sr. Königl. Majestät verpflichteten Vasallen und Unterthanen zu einem offenbaren Meineid, Aufruhr und Mutinerie zu bewegen: als hielte Ich Mich von allen Verbindlichkeiten, so Ich gegen das österreichische Haus durch ermeldeten Frieden hatte, degagiret und los, und erachtete Mich in dem Stande zu sein, Meine rechtmässige, gegründete Forderungen an das Haus Oesterreich ferner auszuführen, auch von demselben die Schadloshaltung wegen des begangenen, nicht weniger die gehörige Sicherheit vor das künftige zu verlangen; dahero denn die oberschlesischen Stände bisherigen österreichischen Antheils p. p. p.
Dergleichen Project Ihr dann entwerfen und zu Meiner ferneren Disposition einsenden sollet.13-2 Ich bin etc.
F.
P. S.
Ich werde gerne sehen, wann Ihr adroitement und durch die dritte Hand gegen gewisse Leute, so es weiter schreiben, ausbringen lassen könnet, dass der Fürst von Anhalt befehliget sei, in Mähren zu dringen, Olmütz den Winter über zu bloquiren, im Frühjahr aber, wenn es die Jahreszeit leiden würde, ordentlich zu belagern.
Nach der Ausfertigung im Kriegsarchiv des Königl. Grossen Generalstabes zu Berlin.
<14>12-2 Leopold von Anhalt-Dessau.
13-1 Vergl. Bd. III, S. 355 Anm. 1.
13-2 Unter dem 6. Februar erhält Graf Münchow durch einen im Ministerium aufgesetzten Erlass den Befehl, das von ihm vorgelegte Patent unter dem Datum Berlin 9. Januar, in Schlesien publiciren zu lassen. Gedruckt Preussische Staatsschriften I, 533.