1692. AN DEN ETATSMINISTER GRAF PODEWILS IN BERLIN.
[Berlin], 18. Januar 1745.
Der König gründet auf die neuesten Berichte Andrié's die Hoffnung, „durch den Canal des jetzigen Ministerii in Engelland aus dem jetzigen Kriegesembarras auf eine oder andere Weise mit einer ganz guten und glorieusen Art zu kommen. Sie wollen dannenhero, dass dem Herrn Andrié alsofort und zu Dero morgenden Unterschrift dahin geantwortet werden soll, dass er Mylord Chesterfield privatim und sonder dass jemand von den französischen Émissaires solches merken könnte, zu sprechen zu bekommen suchen und ihn von wegen Sr. Königl. Majestät auf das poliste alle Versicherung von Dero Hochachtung und Freundschaft geben solle, mit dem Beifügen, dass des Königs Majestät allemal sehr viel Estime vor ihn gehabt pour la beauté de son génie et pour le mérite de son caractère, et ce qui avait confirmé Sa Majesté dans ces sentiments, c'était sa façon de penser sur les affaires présentes que je trouvais fort raisonnable; que Sa Majesté se ferait un plaisir dé lui donner toutes les marques de Son estime et de Sa considération et qu'Elle le priait d'être de Ses amis. Wann Chesterfield bei Ankunft solcher Dépêche etwa schon abgereiset und in Holland wäre, so soll der Herr Graf Podewils Gelegenheit nehmen, sonder dass der französische Gesandte es merket, nurgedachtem Chesterfield solches zu sagen; überhaupt aber soll der Herr Graf Podewils im Haag instruiret werden, wie Se. Königl. Majestät hörten und glaubten, dass Chesterfield sehr zum Frieden inclinirte und wenigstens weit moderéere Sentiments hätte als Carteret und die vorige Clique, daher er seine Freundschaft zu gewinnen und von ihm zu erfahren suchen sollte, wohin er eigentlich wolle und was er vor Sentiments von den Conditionen eines künftigen Friedens habe. Sonsten soll der Herr Andrié annoch instruiret werden, sich alle ersinnliche Mühe zu geben, das neue Ministerium sammt und sonders, in specie aber den p. Harrington, vor Se. Königl. Majestät zu gewinnen und Deroselben Interesse bei solchem angenehm zu machen, dabei auch durch alle zu thuende Versicherung Sr. Königl. Majestät Intention wegen eines bald zu habenden Friedens auf den Point zu sichern, dass, wenn Se. Königl. Majestät Sich im Stande sehen, mit der Friedensproposition und Dero Conditiones wirklich herauszugehen, alsdann das Ministère schon gleichsam gänzlich dazu präpariret sei; welches alles er doch auf eine sage und gute Art zu thun hätte, dass einestheils des Königs Majestät Dero But bei dem Ministère erhielte, anderntheils aber der französische Hof durch einen unzeitigen Éclat nicht ombragiret würde.
Uebrigens sollte der p. Andrié von dem bisherigen glücklichen Success Sr. Königl. Majestät Waffen in Oberschlesien avertiret und ihm zugleich cito geschrieben werden, dass, sobald der Fürst mit seinem zusammen habenden Corps die Neisse passiret wäre, die Oesterreicher sich sofort angefangen zurückzuziehen und die Stadt Neustadt, woselbst<16> ihr Hauptquartier gewesen, abandonniret und sich nach Jägerndorf und das mährische Gebirge retiriret hätten; sowohl Misère als Desertion sollte bei ihnen gross sein, und da dasjenige Insurgentengesindel, welches jenseits der Oder einen Streif gegen Namslau zu gethan und einige kleine und offene Städte occupiren zu wollen Miene gemachet, sich gleichfalls auf erhaltene Nachricht von des Fürsten Uebergang über die Neisse über Hals und über Kopf zurückgezogen und zurückgelaufen wäre, so zweifelten Se. Königl. Majestät nicht, dass der Fürst, woferne der Feind sonsten zum Stande zu bringen, demselben nicht nächstens einen wichtigen Échec anbringen, anderergestalt aber denselben wenigstens aus ganz Oberschlesien jagen würde. Dergleichen Nachricht von der oberschlesischen Situation dann auch denen übrigen Ministres, sonderlich aber dem Chambrier und Grafen Beess gegeben werden sollte.
Ersterm sollte danebst auf seine heutige Relation geschrieben werden, wie Se. Königl. Majestät, sobald Belle-Isle gefangen worden, an den König von Frankreich selbst deshalb geschrieben und um baldige Hersendung einer andern Person von Confidence, um mit selbiger alles, was Belle-Isle sonst anbringen sollte, zu concertiren.
Sonsten sollte der Chambrier fleissig Acht geben, was dorten wegen des neuen Ministère in Engelland passiret und was die Sachsen vornehmen, welches er fleissig schreiben soll und welches zu wissen Se. Königl. Majestät sehr curieux wären.
Noch soll dem Herrn Andrié geschrieben werden, dass er von jeder Person -des dortigen neuen englischen Ministerii Sr. Königl. Majestät ein detaillirtes Portrait machen und schreiben soll, wie weit ein jeder von ihnen vor Se. Königl. Majestät und vor den Frieden portiret wäre.“
Eichel.
Nach der Ausfertigung.