2093. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL FÜRST VON ANHALT-DESSAU [IN TORGAU].

Hauptquartier Bautzen, 6. December 1745, Abends 9 Uhr.

Durchlauchtigster Fürst, freundlich geliebter Vetter. Ich hoffe, dass Ew. Liebden eines von Meinen in Duplo abgegangenen Schreiben, so von heute früh um 8 Uhr datiret,363-1 erhalten haben werden. Durch dieses habe Deroselben bekannt machen wollen, wie Mir heute die Nachricht zugekommen, dass nachdem die Oesterreicher sich nach Böhmen retiriret, solche sich wieder auf Leitmeritz ziehen sollen, um von dar nach Dresden zu gehen; es wird also nothwendig sein, dass Ew. Liebden, sobald Sie nur mit der Stadt Meissen fertig seind und solche von Dero Seite genommen haben, alsdann sogleich nach Dresden zu den Feind auf den Hals gehen, sonst derselbe sich da verstärken möchte. Wo der General Grünne eigentlich stehet, kann Ich nicht mit völliger Zuverlässigkeit sagen; man will, dass er noch bei Pirna stehen soll. Ich werde mit der Armee nach Camenz gehen, um ä portee zu sein, um Ew. Liebden<364> zu verstärken, oder sonst den Umständen nach zu thun was nöthig sein wird. Es kommt Mir fast vor, als ob der sächsische Hof durch seine Proposition von Frieden Mich nur amüsiren will, um Zeit zu gewinnen, sich zu verstärken. Ich habe diesen Verdacht, weil Ich höre, dass die Oesterreicher sich bei Leitmeritz zusammenziehen und Anstalten machen, nach Sachsen zu kommen; es wird sich aber binnen wenig Tagen zeigen müssen, ob es mit ihrem Accommodement Ernst ist oder nicht. Sollte Ich weitere Nachricht bekommen, dass die Oesterreicher sich nach Dresden ziehen, so werde Ich suchen, Ew. Liebden über Meissen zu verstärken, oder auch Deroselben dem Befinden nach das ganze Lehwaldtsche Corps schicken; vorerst aber habe Ich dem Generallieutenant Lehwaldt schon befohlen, was vor Regimenter er Ew. Liebden auf Dero Verlangen über Meissen schicken soll. Ich bin Ew. Liebden freundwilliger Vetter

Ihr Durchlaucht haben Ursache zu eilen, bevor andere Weitläuftigkeiten das Spiel schwerer machen.

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Herzog!. Archiv zu Zerbst. Der Zusatz eigenhändig.



363-1 Enthält die Weisung, ohne Rücksicht auf die mit Villiers eingeleiteten Unterhandlungen, die Operationen nicht ohne ausdrücklichen schriftlichen Befehl einzustellen.