2108. AN DEN GENERALFELD MARSCHALL FÜRST VON ANHALT-DESSAU IN MEISSEN.

Hauptquartier Königsbrück, 13. December 1745.

Durchlauchtigster Fürst, freundlich geliebter Vetter. Da Mir Ew. Liebden heutiges Schreiben so eben eingehändiget worden, und Ich den Einhalt dessen mit mehreren ersehen habe, so diene darauf in Antwort, wie Meine Intention ist, dass Ew. Liebden Meinen vorigen Ordres zu Folge numehro nur der sächsischen Armee gerade auf den Hals gehen sollen. Was die Märsche und Mesures anbetrifft, welche dazu nöthig seind, so bin Ich nicht wohl im Stande, die deshalb erforderlichen Ordres von hier aus zu geben, sondern muss solches Ew. Liebden Dextérité und Savoir-faire lediglich überlassen, als Die alle dazu diensamen Mesures selbst fassen und nehmen werden, da Ihnen desfalls vor der Hand nur Meinen Hauptzweck sagen kann, welcher ist, dass die sächsische Armee auf alle Art dergestalt zu poussiren ist, dass solche aus dem Lande muss. Ich vor Meinen Theil werde mit Meinem Corps, wie Ew. Liebden heute bereits gemeldet, à portée seind, um zu Ew. Liebden zu stossen, daferne es die Umstände erfordern, und alsdann Dero zweites Treffen zu formiren. Was Ich sonsten aus den von Ew. Liebden Mir heute früh anhero gesandten bekannten Depeschen gesehen habe, davon habe Ew. Liebden beiliegenden Extract communiciren wollen. Alles dasjenige, so die Sachsen bisher von der sächsischen Armee aus Böhmen an Renfort bekommen haben sollen, bestehet aus 3 à 4,000 Mann ungarischer Nationaltruppen und dann aus den, so, dem angezogenen Bericht nach, der Fürst Lobkowitz an vier Regimenter Cavallerie und zwei Regimenter Husaren mitgebracht haben soll, welche es aber nicht ausmachen werden, und wowider und der sächsischen Armee durch das Renfort vom Generallieutenant Lehwaldt Sie stark genug sein werden. Da Ich übrigens Ew. Liebden wegen des bewussten Mannes, davon Dieselbe in Dero chiffrirten Postscripto annoch zu erwähnen belieben,378-1 Meine Ordre vorhin schon bekannt gemachet, dass Ich nämlich von Dero gedachten Mannes halber gethanen Vorschlag ganz wohl zufrieden wäre und Ew. Liebden Discretion mithin den Vorschlag auszuführen überliesse, so lasse Ich es dabei bewenden und revocire Meine Ordre nicht. Ich bin Ew. Liebden freundwilliger Vetter

Ihre Durchlaucht wissen, dass meine Intention ist, dass Sie die Sachsen aus dem Lande herausjagen sollen, also wiederhole Ihnen, dass dieser Mein positiver Befehl ist; deswegen habe Ihre Durchlaucht den Graf Lehwaldt, eine considerable Verstärkung, geschicket, und sollen und müssen Sie den Feind ins Gebirge verjagen. Die Oesterreicher seind nicht bei die Sachsen, haben aber Verstärkung von vier Regimenter Cavallerie empfangen; Sie sollen also die Leute nur keck auf den Hals<379> gehen, und ich stehe mit meinem Kopf darvor, Sie jagen sie nacher Böhmen hinein, welches das Ende von unserer Expedition ist.

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Herzogl. Archiv zu Zerbst.



378-1 Seckendorff.