2236. AN DEN ETATSMINISTER GRAF PODEWILS IN BERLIN.

Pyrmont, 30. Mai 1746.

Auf allergnädigsten Befehl Sr. Königl. Majestät soll Ew. Excellenz melden, dass, nachdem der Herr Chambrier in seinen beiden letztern Relationes gemeldet, wie wegen der beständigen Aufsicht, in welcher der russische Minister zu Paris, Gross, den allda angekommenen Grafen Woronzow hielte, er, gedachter Chambrier, ihm das bekannte Schreiben von Ew. Excellenz101-1 nicht zustellen, noch denselben vertraulich sprechen könnte — also des Königs Majestät des Sentiments wären, wie der Herr von Chambrier Ew. Excellenz Schreiben nur würde cassiren, und es wegen dessen Einhalt und der übrigen dahin gehörigen Nachrichten wohl würde so lange anstehen müssen, bis gedachter Herr Graf Woronzow selbst nach Berlin kommen werde, da alsdann Ew. Excellenz schon Gelegenheit finden würden, denselben von allem Selbst zu benachrichtigen.

Wegen der heute allhier angekommenen Relation von dem p. Ammon wollen des Königs Majestät, dass, soviel die ihm von verschiedenen im Haag gethanen Insinuationen anbetrifft, dass nämlich Se. Königl. Majestät endlich und auf die letzte doch würden zutreten und den Staat von Holland von der androhenden Gefahr sauviren müssen, ihm, dem von Ammon, dahin geantwortet werden sollte, dass er gelegentlich, jedoch ohne den geringsten Aigreur noch einige Fierté, vielmehr auf die polieste und modesteste Art, denenjenigen von den Generalstaaten, so ihn deshalb etwa ferner sprechen würden, zu verstehen geben sollte, wie ihnen ohnmöglich entfallen sein könnte, wie treufreundschaftlich Se. Königl. Majestät es jederzeit mit der République gemeinet hätten, da Sie derselben vor einigen Jahren nicht nur Dero defensive Alliance aus eigner Bewegung angeboten, sondern auch derselben ganz desinteressiret<102> und wohlmeinend gerathen hätten, die von Frankreich vor zwei Jahren angebotene Neutralité der österreichischen Niederlande, so diese Krone selbst mit Einnehmung holländischer Garnison in Dünkirchen bestärken wollen, nicht so platterdings zu verwerfen, dass aber auch die Staaten darauf nicht die geringste Reflexion gemachet, vielmehr der Königin von Hungern, obschon dieselbe die Niederlande ganz abandonniret und dermalen nur alle ihre Force gegen Se. Königl. Majestät angewendet, dennoch Subsidien bezahlet hätten, um Se. Königl. Majestät dadurch bekriegen zu können; dahero dann Höchstdieselbe fast nicht vermuthen könnten, dass man jetzo von Deroselben fordern wollte, Efforts gegen Frankreich zu thun.

Eichel.

Nach der Ausfertigung.



101-1 Vergl. S. 60. 61.