2405. AN DEN ETATSMINISTER GRAF HENNICKE IN DRESDEN.

Potsdam, 9. November 1746.

Hochwohlgeborner, besonders lieber Herr Graf. Ich habe Mir zwar die gewisse Hoffnung gemacht, es würde durch diejenigen gegründete Insinuationes, so Ich demselben durch Meinen Etatsminister Graf von Podewils verschiedentlich thun lassen, die Sache wegen derer zu Niemegk arretirten Deserteurs dahin gebracht werden, dass diese dem Cartell gemäss ausgeliefert werden würden; da aber solches zu Meiner Verwunderung in so geraumer Zeit nicht geschehen, noch deshalb eine vergnügliche Antwort erfolget ist, so lasse den Herrn Grafen Selbst urtheilen, ob dieses nicht dem errichteten Cartell offenbar zuwider sei und ein vorsätzlicher Bruch desselben genannt zu werden verdiene. Wann auch hiernächst die fürstenbergische Permutationssache228-2 bisher wider die klare Disposition des dresdenschen Friedens so sehr trainiret worden, und dabei äusserlich verlauten will, dass die Forderungen derer Königl. Polnisch- und Chursächsischen Commissarien so hoch gespannet und dergestalt eingerichtet wären, dass kaum darauf entriret werden könnte, so beliebe der Herr Graf Selbst zu erwägen, ob dieses denen theuren, Mir von Ihm ertheilten Versicherungen, dass, wenn der König Sein Herr den Tractat einmal unterschrieben hätte, selbiger solchen als<229>dann religieux halten würde, nur im geringsten conform sei. Uebrigens, da Ich doch zu wissen wünsche, woran Ich sei, so verhoffe, von dem Herrn Grafen bald einige Antwort zu erhalten, und verharre mit besonderer Estime und Wohlwollen des Herrn Grafen wohlaffectionirter

Fr.

Nach der Ausfertigung im Königl. Hauptstaatsarchiv zu Dresden.



228-2 Vergl. S. 15.