2423. AN DEN ETATSMINISTER GRAF HENNICKE IN DRESDEN.

Potsdam, 20. November 1746.

Hochwohlgeborner, besonders lieber Herr Graf. Ich habe aus dessen Antwortschreiben vom 16. dieses ersehen, was Er wegen derer beiden Beschwerden zur Entschuldigung des dortigen unfreundlichen Verfahrens anführen wollen; die Sache mag nun dortigerseits interpretiret werden wie sie will, so werden Sie doch bei Sich Selber erkennen müssen, dass Sie Ihres Orts den Anfang machen, wiederum allerhand Weitläuftikeiten und Verdruss von neuem zu erregen. Ich habe hingegen weltbekanntermaassen alles nur mögliche gethan, um in guter Freundschaft und Harmonie mit dem Königl. Polnischen und Sächsischen Hofe und Landen zu leben und ein völliges Vertrauen und Verständniss wieder mehr und mehr herzustellen. Weilen man aber Ihres Orts darauf gar nicht zu reflectiren scheinet und recht mühsam alles anwendet, um kein amiabler Comportement zu haben, so muss Ich Mir solches auch endlich gefallen lassen, und Mich desfalls mehr geschlossen halten. Ich verlange dahero die 200,000 Reichsthaler so Ich bekanntermaassen dorten noch als ein Anlehn zu stehen habe, nunmehro gehörig ausgezahlet zu haben, und werde demnächst weiter in Consideration ziehen, wie weit die mit dem Churhause Sachsen ehemals getroffene Commercienconventionen Meinem eigenen Interesse convenable sind oder nicht, damit<240> auch diese Gelegenheit zu neu ausdenkenden Verdriesslichkeiten aufhören möge; wobei Ich übrigens die Sachen gehen lassen werde, wie sie können. Ich verharre mit besonderer Estime des Herrn Grafen wohlaffectionirter

Fr.

Vor ein Jahr umb diese Zeit war der Herr Hennicke höflicher wie anjetzo;240-1 es ist zu beklagen, dass Sie eine so kurze Memorie haben.

Nach der Ausfertigung im Königl. Hauptstaatsarchiv zu Dresden. Der Zusatz eigenhändig.



240-1 Vergl. S. 14. 64.