2817. AN DEN ETATSMINISTER GRAF PODEWILS IN BERLIN.
Potsdam, 30. October 1747.
Des Königs Majestät haben auf die letztere Dépêche des Herrn von Chambrier vom 20. dieses zu antworten befohlen, dass, so viel den<512> Grafen von Gronsfeld512-1 betreffe, derselbe sich nunmehro ganz boutonné hielte und von gar nichts weiter spräche. Da Höchstdieselbe in Engelland den Lord Chesterfield nur ganz von weitem herum sondiren lassen, ob Deroselben Friedensmediation dem König von Engelland angenehm sein könnte,512-2 so habe ersterer sich entfallen lassen, wie die Königin von Ungarn nie zu disponiren sein würde, Deroselben Mediation anzunehmen; der Grund von der Sache aber habe wohl hauptsächlich darin bestanden, dass dem König von Engelland diese Mediation selbst nicht gefiele. Es könnte also er, der Chambrier, an M. de Puyzieulx dabei sagen, dass, weil Frankreich sowohl als sonsten jedermann selbst gestünde und voraussagte, dass aus den Conferenzien des bevorstehenden aachenschen Congresses nichts werden und solche sich fruchtlos zerschlagen würden, es zu nichts dienen würde, wenn des Königs Majestät diesen Congress durch einen Minister beschicken wollten; vielmehr würde es nur den üblen Effect haben, dass, wenn Dieselbe auf diesem fruchtlosen Congress Sich einigermaassen declariret haben würden alsdann, wann hiernächst und nach Ablauf noch einer Campagne die wider Frankreich alliirte Puissances serieuse Friedensgedanken bekämen und über die Pacification ernstlich tractiren wollten, diese Sr. Königl. Majestät Mediation zu esquiviren und zu behindern [suchen würden]. So lange man also auf bevorstehendem Congress nichts anders als mauvaise Volonté haben und nur chicaniren und Frankreich amusiren wollte, so würde Sr. Königl. Majestät nicht anzurathen sein, Sich davon zu meliren noch einen Minister dahin zu schicken, weil, wie gedacht, Sie auf einer Seite Sich nur vergebens committiren, auf der anderen Seite aber, wenn sich der Congress zerschläget, die Sr. Königl. Majestät so sehr übel wollende Sachsen gewiss Gelegenheit nehmen würden, [zu insinuiren,] dass die geheime Absicht Sr. Königl. Majestät den Krieg zu perpetuiren und Deroselben Malice allein Schuld daran wäre, dass sich der Congress zerschlagen habe. Und da man französischer Seits zeither eine ganz aveugle Confiance gegen die sächsische Insinuationes gehabt habe, mithin auch solchen falschen sächsischen Insinuationen Glauben beimessen könnte, so würde solches nur Gelegenheit zu allerhand Kaltsinnigkeit und Brouillerien zwischen Frankreich und Sr. Königl. Majestät geben, welche Sie doch äusserst evitiren wollten. NB. Des Königs Majestät haben exprès recommandiret, dass hierunter auf diesen Punkt wegen der Sachsen hauptsächlich und beständig mit appuyiret werden solle.
Uebrigens sollte der p. von Chambrier continuiren gegen M. de Puyzieulx zu sagen, dass, sobald man hiernächst sehen würde, dass die wider Frankreich alliirte Puissances serieuse Friedensgedanken bekämen und ernstlich über den Frieden tractiren wollten, auch Hoffnung sei, darunter zu reussiren, alsdann wollten Se. Königl. Majestät sogleich einen Minister zu dergleichen anderweitigem Congress schicken und<513> dörfte M. de Puyzieulx sodann nur einen Wink geben, so sollte Deroselben Minister sogleich da sein; ausserdem aber, und bevor dieses Événement arrivirte, würde M. de Puyzieulx des Königs Majestät nicht verdenken können, dass Sie Sich nicht von Dingen melirten, die absolument von keinem Effect sein würden.
Eichel.
Nach der Ausfertigung.
512-1 Vergl. S. 480. 481. 510.
512-2 Vergl. S. 486.