3615. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL FÜRST VON ANHALT-DESSAU IN DESSAU.
Potsdam, 16. April 1749.
Durchlauchtiger Fürst, freundlich geliebter Vetter. Ew. Liebden habe Ich auf Dero Schreiben vom 12. dieses hierdurch in Antwort zu vermelden nicht anstehen wollen, wie alle Meine Nachrichten, so Ich zeither erhalten, sich dahin confirmiren, dass das in Norden sich sonst aufgezogene Ungewitter vor dieses Mal noch ohne zu Eclats zu kommen vorübergehen und alles ruhig bleiben werde, obschon die Ostentationes russischerseits noch eine Zeit lang continuiren dörften. Die Apparences zur Ruhe seind auch um so grösser, als nicht nur Meine Nachrichten aus dem Oesterreichischen besagen, wie der dortige Hof in der vorhin bezeugten grossen Hitze, alles zu einem Kriege zu veranstalten, sehr ralentire und man dorten fast nicht mehr davon spreche, sondern es hat auch der österreichische Minister zu Berlin auf expresse Ordre seines Hofes formell declariren müssen,498-1 wie die Kaiserin-Königin nichts anders intendire, als die Ruhe zu unterhalten, und wann selbige in dero Erblanden hier und da einige einzelne Campements formiren lassen würde, solches nur lediglich geschehe, um ihre Truppen darin eine Zeit von vier Wochen exerciren und in bessere Ordnung bringen zu lassen.
Sonsten habe noch vernommen, dass der Fürst von Waldeck, nachdem es ihm so wenig in österreichischen als in holländischen Diensten glücken wollen,498-2 sich bemühen soll, in russische Dienste zu kommen. Ich bin Ew. Liebden freundwilliger Vetter
Friderich.
Nach der Ausfertigung.
<499>498-1 Vergl. S. 478. 492.
498-2 Vergl. S. 488 und Bd. IV, 172.