3880. AN DEN ETATSMINISTER GRAF PODEWILS IN BERLIN.

Potsdam, 21. September 1749.

Weilen Se. Königl. Majestät die heut eingelaufene Relation des p. von Chambrier [Paris 12. September] bereits dechiffriret gelesen haben, so haben Dieselbe darauf zu antworten befohlen, wie Sie die ganze Sache, so die Tracasserie occasionirete, dergestalt einsehen und dechiffriren, nämlich, dass als der Graf Saxe hier gewesen, er ganz par Hasard etwas von der dänischen und schwedischen Negociation müsste gehöret und gemuthmasset haben; dass derselbe darauf die Imprudence gehabt haben müsste, dem Grafen Brühl davon zu sagen, welcher dann der ganzen Sache eine malitiöse Tournure gegeben und herumgedrehet, dem p. des Issarts davon gesprochen und alles Micmac gemachet haben würde, wie dann die ganze Sache das Ansehen einer Weiberplauderei habe; und bezögen Se. Königl. Majestät Sich übrigens auf das, so Sie ihm, Chambrier, gestern deshalb geschrieben.

Ausserdem aber, und die Sache an sich selbst genommen, so sähen Se. Königl. Majestät nicht ab, was der Marquis de Puyzieulx vor besorgliche Intentiones daraus ziehen könne, wann auch Höchstdieselbe eine Alliance mit Dänemark gemachet und alsdenn davon gesagt hätten, weil M. de Puyzieulx selbst conveniren dörfte, dass solches eher den Frieden conserviren, als solchen zu alteriren oder zu rompiren Gelegenheit geben würde. Ueberdem glaubten Se. Königl. Majestät, dass aller ausgesprengten Bruits ohnerachtet die Union zwischen Deroselben und Dänemark dennoch geschehen werde, weil beide Höfe ihr Interesse dabei fänden; sollten aber beide Höfe nicht ihr communes Interesse darin finden, so würde die Sache nicht zu Stande kommen, wann auch nie dergleichen Bruits divulgiret worden wären, sodass letztere zur Hauptsache weder hindern noch helfen könnten. Was der von Chambrier inzwischen dem Marquis de Puyzieulx geantwortet, solches habe Sr. Königl. Majestät Approbation; Sie glaubten auch, dass seine übrige Muthmassungen104-1 fondiret wären. Man könnte ja aber Deroselben die<105>jenige Plaudereien nicht imputiren, welche Dero Feinde malitiöser Weise ausbrächten, und glaubten Sie, Frankreich sollte einmal die Malice derer Feinde von Sr. Königl. Majestät und was solche von Deroselben auszusprengen capable wären, kennen, dahergegen von Höchstderoselben Droiture und dass Sie mit Frankreich Ein Système, Interesse und Sentiments wegen Conservation des Friedens hätten, überzeuget sein und nicht so légèrement gegen Dieselbe neue Soupçons fassen.

Ganz maligner Weise hätten Deroselben Feinde in der Utrechtschen Gazette vom 12. September unter dem Article von Kopenhagen mit vieler Ostentation verschiedene Umstände setzen lassen, die man aber des Königs Majestät nicht zur Last legen könnte, ohne Deroselben gewiss grosses Unrecht zu thun.

Federic.

Nach der Ausfertigung.



104-1 Chambrier sagt in seinem Berichte vom 12. September: „Je crois, par quelques mots qui m'ont été lâchés indirectement, être parvenu à démêler l'arrière-pensée qu'il [Puyzieulx] a dans l'âme et qu'il n'a pas voulu me dire. La voici. On craint ici que Votre Majesté ne veuille mettre la France dans le cas de rentrer en guerre contre l'Angleterre et la cour de Vienne, afin que Votre Majesté puisse en tirer le parti qui conviendra à Ses intérêts, et qu'EIle soit d'autant plus à couvert des entreprises de Ses ennemis pour Elle. Toutes les fois que Votre Majesté fera quelque chose qui inquiétera ce ministère, Votre Majesté peut compter, comme je le connais, qu'il l'envisegera d'abord dans cet esprit-là, et je tromperais Votre Majesté si je Lui parlais autrement.“