4545. AN DEN ETATSMINISTER GRAF PODEWILS IN BERLIN.

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Graf Otto Podewils berichtet, Wien 30. September: „Le comte d'Ulfeld me déclara hier qu'ayant parlé à l'Impératrice-Reine au sujet du sieur Seyferth,94-2 Sa Majesté Impériale lui avait dit qu'elle avait prévenu les désirs de Votre Majesté à cet égard et que, sur le premier avis qui lui était venu du démêlé entre le ministre d'État comte de Münchow et le sieur Seyferth, elle avait donné ordre à celui-ci de retourner à Prague; que la franchise avec laquelle Votre Majesté usait à son égard, l'engageait à en agir de même envers Elle, et que Sa Majesté Impériale ne pouvait se dispenser de Lui déclarer que jamais Elle ne pourrait lui envoyer personne qui lui fût moins agréable que le sieur de Voss,94-3 et qu'elle aurait de la peine à se résoudre de l'admettre à sa cour; qu'elle espérait que Votre Majesté changerait ce choix, comme elle, l'Impératrice, avait fait en pareil cas,94-4 et que toute autre personne que Votre Majesté enverrait à sa place, lui serait agréable.“

Potsdam, 9. October 1750.

Ew. Excellenz habe hierdurch melden sollen, wie des Königs Majestät auf das Postscriptum der letzteren Relation des Herrn Grafen von Podewils zu Wien, betreffend den Refus des dortigen Hofes in der Person des Herrn von Voss, nunmehro resolviret haben, dass erwähntem Herrn Grafen geantwortet werden solle, dem Grafen Ulfeld zu sagen, wie, ohnerachtet Sr. Königl. Majestät es sehr étrange vorkäme, dass die Königin-Kaiserin jemanden, den sie nie gesehen hätte, noch der jemalen ihr etwas zuwider thun können, als Minister an ihrem Hofe zu haben refusiren mögen, des Königs Majestät dennoch so complaisant sein und denselben nicht hinschicken wollten. Man möchte aber hierbei remarquiren, wie wohl zwischen einem kleinen Secrétaire als der Seyferth sei, und zwischen einer Person, so Se. Königl. Majestät zu Dero Gesandten nenneten, ein grosser Unterschied wäre,

 

dass man beide mit einander nicht confondiren, noch eine Réciprocité hierin stattfinden könne.

Wobei gedachtem Herrn Grafen von Podewils noch besonders geschrieben werden solle, dass, so viel seinen Rappell anlangete, er bei solchem ohnvermutheten Vorfalle wohl selbst beurtheilen werde, dass solcher nunmehro wohl nicht anders als differiret werden könne, weil Se. Königl. Majestät Sich nothwendig zuvor arrangiren müssten, um einen andern zu choisiren und hinzusenden, welches nicht von Tage zu Tage geschehen könnte und gehörige Ueberlegung erforderte.

Eichel.

P.S.

Auch habe Ew. Excellenz ganz unterthänig vermelden wollen, wie ich zwar gesuchet, von dem mir gnädig communicirten, hiebei zurückkommenden Schreiben den bestmöglichsten Gebrauch zu machen, und unter andern den Umstand mit angeführet habe, dass nach dem Rappell des General Bernes der wienersche Hof dessen Posten zu Berlin eine geraume Zeit ohnbesetzet gelassen,95-1 auf dass also durch den von Grave, auch allenfalls durch den ter Hellen, das wenige, so jetzo in Wien vorfiele, gar füglich besorget werden könne, so wie es nach der Abreise des General Bernes durch den Secrétaire Weingarten geschehen sei. Es haben des Königs Majestät aber darauf geantwortet, wie die jetzige so sehr critiquen Umstände nothwendig noch die Anwesenheit eines von Deroselben accreditirten und publiquen Ministers zu Wien erforderten, und also, so leid es Deroselben thäte, dem Herrn Grafen von Podewils in seinem billigen Verlangen keine Satisfaction geben zu können, Sie dennoch resolviren müssten, ihn noch etwas dort zu lassen, und er sich also gedulden müsste, bis Dieselbe einen andern an die Stelle des Herrn von Voss ausmachen könnten, worüber Sie noch in Verlegenheit wären. Mit welcher Antwort mich dann beruhigen müssen und es nicht weiter poussiren dörfen.

Was des Königs Majestät sonsten vor gut gefunden, dem Herrn von Voss antworten zu lassen,95-2 solches werden Ew. Excellenz aus meiner gestrigen Notification vermuthlich bereits ersehen haben. Ich bin dabei in einiger Besorgniss, wie solche Antwort den Herrn von Voss wird treffen95-3 können, woferne Ew. Excellenz nicht etwa vor gut finden möchten, demselben ein Duplicat der Antwort oder auch die Antwort selbst auf Breslau par Estafette entgegen zu senden.

Nach der Ausfertigung.



94-2 Vergl. S. 83. 84.

94-3 Vergl. S. 52.

94-4 Vergl. Bd. VI, 77. 89.

95-1 Vergl. Bd. VI, 604.

95-2 Vergl. Nr. 4547.

95-3 Vergl. S. 96 Anm. 1.