<245> es zu sein glaubte. Der Professor an der Kriegsakademie im Haag, Samuel König, bestritt nicht allein den Grundsatz an sich, sondern auch dessen Neuheit, indem er behauptete, daß schon Leibnitz denselben in einem Briefe an Jakob Hermann angeführt habe. Maupertuis, eifersüchtig auf die Ehre der Erfindung, bezweifelte dies, und bewirkte, daß der Professor von der Berliner Akademie aufgefodert wurde, den Brief Leibnitzens, aus welchem er die bezügliche Stelle öffentlich bekannt gemacht hatte, vorzulegen. Da der Professor König hierauf erwiederte, daß er nur eine Abschrift davon besitze, und da auch bei weiterem Nachforschen das Original sich nicht auffand, so schloß die Berliner Akademie den Professor König, der ihr Mitglied gewesen war, von sich aus. Voltaire war ein Freund des Professors König, dagegen hegte er schon längst gegen Maupertuis, welcher die Gnade Friedrichs in Hohem Grade genoß, Neid und Scheelsucht. Er ergriff nun diese Gelegenheit, Maupertuis einen bösen Streich zu spielen, und ließ zuerst unter dem Namen: "eines Mitgliedes der Akademie zu Berlin" einen Brief an einen Akademiker drucken, in welchem er den Professor König vertheidigt und Maupertuis tadelt +; in einer zweiten Schrift,


+ Gegen diese Schrift erschien: Lettre d'un Academicien de Berlin à un Academicien de Paris (sie ist von Friedrich). Dies ist die Brochüre, von welcher Voltaire in seinem Brief vom 15. Okt. 1762 an Madame Denis sagt, sie sei auf dem Titel mit dem Preuß. Adler, mit Krone und Scepter geziert. (In Preuß Friedrich d. G. als Schriftsteller etc. S. 154 ad 2 werden dafür irrig die Lettre au Public genannt, wie eben so falsch in der Basler Ausgabe von Volt. Oeuv. unter dem angeführten Brief in einer Note angegeben wird. Diese Lettres aber haben keinen Adler etc. auf dem Titel etc.). Wir haben ein Expl. von der Auflage von 1753 von der Schrift: Lettre d'un Academicien etc., die so wie Voltaire angiebt, auf dem Titel verziert ist, vor uns. Der vollständige Titel ist: Lettre d'un Academicien de Berlin à un Academicien de Paris. Avec la traduction Allemande. (Dann steht hier der Preuß. Adler, und unter diesem): Cuique Suum. A Berlin. Chez Etienne de Bourdeaux. Libraire du Roi et la Cour MDCCLIII. Die dabei befindliche Deutsche Übersetzung hat eine Vorrede, welche wir bei andern Deutschen Übersetzungen nicht finden. Eine handschriftliche Bemerkung des ehemaligen Besitzers dieser jetzt seltenen Brochüre sagt, daß sie (die Übersetzung) von dem Prinzen von Preußen, dem Bruder des Königs sei. Sie lautet wie folgt: "Vorbericht des Übersetzers. Ich sehe mit Betrübniß, daß man in die Streitigkeiten des Herrn von Maupertuis mit dem Herrn König viel Anzüglichkeiten mischte, welche auf nichts weniger abzielten, als den Namen eines großen Mannes zu verkleinern. Ich hatte Mühe, der Begierde, die Unschuld, die Tugend und die Wahrheit zu vertheidigen, zu widerstehen. Die Regungen der zärtlichsten Freundschaft trieben mich an, dem unüberwindlichen Widerwillen, etwas drucken zu lassen, ein Mal Gewalt anzuthun. Ein günstiger Zufall kam mir zu statten. Es kam ein Französischer Brief eines Mitgliedes der Akademie der Wissenschaften in Berlin zum Vorschein, welcher einen andern von einem Mitgliede wider den Herrn von Maupertuis geschriebenen Brief beantwortete. Ich habe denselben übersetzt. Alles was ich selbst zu schreiben im Stande war, würde von weniger Wirkung gewesen sein. Ich richtete wenig oder nichts aus, wenn ich alles that, was meine Kräfte vermochten. Meine timme war zu schwach, man hätte sie nicht gehört. Ich glaube etwas Wichtiges gethan zu haben, da ich das Werkzeug sein kann, daß diejenige, welche sich in diesem Briefe mit so vielem Nachdruck und so vieler Stärke ausdrückt, sich meinen Landsleuten in ihrer Muttersprache hören läßt. Wie angenehm, wie ruhmwürdig ist es, einen solchen Vertheidiger zu finden, und wie würdig ist derjenige, welcher alle Tugenden in seiner Person vereinigt, der Beschützer derselben zu sein."