<388> verlassen hätte. Der Feind marschirt heute nach Müllrose, um sich mit Haddick zu vereinigen. Die Russische Infanterie ist fast gänzlich aufgerieben. Alles, was ich von dem Reste meiner Armee zusammenbringen können, belauft sich auf 32000 Mann. Ich will mich ihnen in den Weg stellen und mich erwürgen lassen oder die Hauptstadt retten. Das, sollte ich meinen, wird man doch für keinen Mangel an Standhaftigkeit halten. Für den Erfolg stehe ich nicht. Hätte ich mehr als Ein Leben, ich würde es für mein Vaterland lassen. Mißlingt mir aber dieser Streich, so glaube ich, es hat weiter Nichts an mich zu fodern, und es wird mir erlaubt sein, an mich selbst zu denken. Alles hat sein Maaß. Ich trage mein Unglück ohne den Muth zu verlieren. Allein ich bin fest entschlossen, gleich nach diesem Streiche, wenn er fehlschlägt, mir einen Ausweg zu suchen, um nicht länger das Spiel irgend eines Zufalls zu sein. Ich weiß weder, wo Sie sind, noch, was aus Ihnen werden wird, allein sollte ich Ihnen etwas rathen, so wäre es, den Ausgang der Sache in Potsdam oder Brandenburg abzuwarten, und wie auch dieser sein mag, so erinnern Sie Sich eines Freundes, der Sie liebt, und bis zum letzten Augenblick schätzen wird.

Friedrich."

N. S. "Ich bin hier auf dem Gute des Majors Fink, eines Bruders vom Minister, wo die Kosacken geplündert haben, doch geht der Schaden nicht über einige hundert Thaler. Leben Sie wohl, mein Lieber, studiren Sie in dieser kritischen Zeit den Zeno, und lassen den Epikur ruhen."

18. August 1759

Der König in Fürstenwalde bis den 30sten.

Am 22sten schrieb er an d'Argens, von dem er inzwischen noch zwei Trost- und Ermuthigungsbriefe erhalten hatte:

"Sie machen einer Armee Lobsprüche, mein Lieber, die keine verdient hat. Die Soldaten haben gute Beine gehabt, davon zu laufen, hatten aber keine, den Feind anzugreifen +.


+ Man vergesse hier nicht, daß großes, anhaltendes Unglück oft ungerecht macht. Der König hat auch bei dieser Unglücksschlacht der Tapferkeit und Hingebung seiner Truppen Gerechtigkeit widerfahren lassen (s. oben seinen Brief an Finkenstein vom 12. August). Wer wird nicht dem Könige in seiner schrecklichen Lage eine Äußerung zu gut halten, die er vielleicht in einem Moment des höchsten Unmuths etc. niederschrieb.