Juni.

1. Juni 1740

Friedrich geht von Berlin nach Charlottenburg Abends 5 Uhr. Um 6 Uhr kam seine Gemalin die nunmehr regierende Königin, von Rheinsberg in Berlin an und speiste bei der Königin Mutter.

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2. Juni 1740

Die Staatsminister leisten dem König in Charlottenburg den Eid, wobei er ihnen erklärt, daß sie mit eben so vieler Sorgfalt für das Beste der Unterthanen, wie für sein eigenes wachen sollen und daß er von keinem Unterschied zwischen seinem Vortheil und dem des Landes wissen wolle, ja, daß des Landes Vortheil den Vorzug vor seinem eigenen besondern Vortheil haben müsse.

2. Juni 1740

An demselben Tage läßt er die Kornmagazine öffnen und, der allgemeinen Theurung wegen, Getraide zu wohlfeilen Preisen verkaufen.

3. Juni 1740

Kabinetsschreiben an Duhan 2).

"Herr Duhan, ich habe Ihren Brief erhalten und, um darauf zu antworten sage ich Ihnen, daß Sie hieher kommen können, wenn Sie da, wo Sie sind, Ihren Abschied bekommen haben etc. (Eigenhändig). Mein Schicksal hat sich geändert. Ich erwarte Sie mit Ungeduld. Lassen Sie mich nicht lange schmachten!"

3. Juni 1740

Denselben Tag schreibt der König an Algarotti, und ladet ihn ein: zu ihm zu kommen.

5. Juni 1740

Sonntag. Von Charlottenburg nach Berlin, steigt im Palais ab, geht von da zu Fuß und in schwarzer Kleidung nach der Domkirche, dann auf die Parade und nach dem Palais zurück. Die Königin, seine Gemalin, speist bei ihm 3). Nachmittag fuhr der König in einer violet ausgeschlagenen Kutsche nach der Petrikirche, wo er die Predigt des Probst's Reinbeck hörte. Hierauf kehrte er nach Charlottenburg zurück.

6. Juni 1740

Schreibt er an den Probst Reinbeck und trägt ihm auf, daß er sich Mühe geben solle, den (unter der vorigen Regierung aus den preußischen Staaten vertriebenen) Philosophen Wolf zu bereden, daß er in des Königs Dienste treten möge.

6. Juni 1740

Schreiben an Voltaire 4).

"Mein theurer Freund, mein Loos hat sich geändert, ich bin bei den letzten Stunden, dem Todeskampf und dem Sterben eines Königs zugegen gewesen.

In der That brauchte ich bei meinem Regierungsan<12>tritt dieser Lektion nicht, um Ekel vor der Eitelkeit und der menschlichen Größe zu bekommen etc. Halten Sie mich, ich bitte Sie, für weiter nichts als einen etwas skeptischen Philosophen, aber für einen wahren und treuen Freund! Um des Himmels willen, schreiben Sie an mich wie an einen Menschen und verachten Sie mit mir Titel, Namen und äußern Glanz etc. Bis jetzt bleibt mir kaum so viel Zeit übrig, daß ich zu mir selber kommen kann. Ich habe unendlich viel Geschäfte und mache mir noch mehr dazu, aber ungeachtet aller dieser Arbeit fehlt es mir doch immer nicht an Zeit Ihre Werke zu bewundern, um bei ihrem Unterricht Erholung zu suchen."

7. Juni 1740

Von Charlottenburg früh um 3 Uhr nach Ruppin und Rheinsberg.

11. Juni 1740

In Charlottenburg. In diesen Tagen (vom 13-19ten) erklärte sich Friedrich öffentlich für einen Freimaurer und hielt in Charlottenburg eine Loge, wozu Bielfeld 5) die Zurüstungen gemacht hatte. Es wurden in derselben aufgenommen der Prinz August Wilhelm, Bruder des Königs, der Markgraf Karl und der Prinz von Holstein.

12. Juni 1740

Von Charlottenburg nach Berlin, wo er dem Gottesdienst in der Petrikirche beiwohnte und Abends nach Charlottenburg zurückkehrte.

12. Juni 1740

Der König ertheilt dem Oberstallmeister von Schwerin den schwarzen Adlerorden.

14. Juni 1740

Schreibt an Suhm 6):

"Ihr Brief ist nicht an seine Adresse abgegeben worden. Bevor er eintraf, hatte sich meine Lage geändert; allein das Äußere ändert nicht das Innere und der Titel nicht meine Denkart. Ich kann Ihnen daher jetzt mit Bestimmtheit sagen, daß es von Niemandem weiter als von Ihnen abhängt, mir auf immer zuzugehören, und daß ich Ihren Entschluß erwarte, um zu wissen, wie und auf welchem Fuß Sie es wollen. In der Trauer, worin ich mich wegen des Todes meines Vaters befinde, würde<13> es mir zum großen Trost gereichen, einen Freund um mich zu haben, den ich liebe und schätze etc. Suchen Sie doch den großen Algebraisten Euler zu bereden, daß er in meine Dienste trete, und bringen Sie ihn mit, wenn es irgend möglich ist; ich will ihm 1000 oder 1200 Thlr. Gehalt geben."

16. Juni 1740

In Berlin, wo er der Taufe des Sohnes, des Barons von Haake als Pathe beiwohnt.

19. Juni 1740

Hält in Berlin Musterung über einige Regimenter, wobei er, wie die öffentlichen Blätter anführten, zu Pferde in der gewöhnlichen Montur mit schwarzen Unterkleidern und weißen Stiefeletten erschien.

?? Juni 1740

Nach Charlottenburg.

21. Juni 1740

Von Charlottenburg nach Potsdam.

22. Juni 1740

In Potsdam bei dem feierlichen Leichenbegängniß seines Vaters, dann nach Charlottenburg zurück.

23. Juni 1740

Nach Berlin.

?? Juni 1740

Nach Charlottenburg.

25. Juni 1740

Von Charlottenburg nach Spandau, wo er den Feuerschaden besieht, dann nach Charlottenburg zurück.

27. Juni 1740

An Voltaire:

"Seit dem Tode meines Vaters glaube ich ganz meinem Lande zu gehören, und bei dieser Gesinnung habe ich nach allen meinen Kräften gearbeitet und so schleunig als möglich Anstalten zum allgemeinen Besten getroffen. Fürs Erste habe ich die Macht des Staats mit 15 Bataillonen, 5 Escadronen Husaren und 1 Escadron Garde du Corps vermehrt und den Grund zu unserer neuen Akademie gelegt; Wolf, Maupertuis, Vauconson und Algarotti habe ich schon, von S'Gravesand und Euler erwarte ich Antwort. Ich habe ein neues Handlungs- und Manufaktur-Departement etablirt und engagire jetzt Maler, Bildhauer und dergl. Ich stehe um 4 Uhr auf, trinke bis 8 Uhr den Brunnen, schreibe bis 10, lasse bis Mittag die Regimenter exerciren, schreibe wieder bis 5 Uhr und erhole mich Abends<14> in guter Gesellschaft etc. Ums Himmels willen, kaufen Sie die ganze Auflage von dem Antimachiavell auf" etc.

28. Juni 1740 und 29. Juni 1740

In Berlin Musterung der Garnison.

30. Juni 1740

In Charlottenburg. Hier mustert er das Cadettencorps und läßt es im Orangeriehause speisen.