Oktober.

A.

2. Oktober 1745

Aus dem Lager bei Sorr an Duhan:

"Ich bin rein ausgeplündert. Sein Sie so gut, mir den Boileau, die schöne Oktav-Ausgabe mit Roten zu kaufen, ferner: Bossuets Einleitung in die allgemeine Weltgeschichte, Cicero's tuskulanische Untersuchungen, die philippischen und katilinarischen Reden, den Lucian in d'Albancourts Übersetzung, die neueste Ausgabe von Voltaire in 5 kleinen Bänden, die Henriade vom Jahr 1728 oder 1732, besonders den Horaz, übersetzt von Pellegrin, Gresset's Poesieen, die neuesten Ausgaben von Chaulieu, Rousseau die schöne Edition in Oktav, Feuquières in Oktav, die zwei letzten Feldzüge von Turenne, das Gedicht auf Fontenoi, die lettres persannes, 2 kleine Bände! - Ich glaube, Sie werden alles in der Bibliothek meines lieben Jordan finden."

6. Oktober 1745

Aus dem Lager bei Sorr in's Lager bei Trautenau - Hauptquartier daselbst bis den 16ten.

11. Oktober 1745

An die Frau von Camas:

"Mein Ruf ist in Wahrheit das Geringste bei einer Sache, welche die Rächer des Staats betrifft. Alles, was mir bei diesem Kriege schmeichelt, ist, daß ich etwas zur Erhaltung so vieler Braven beitragen konnte, welche ohne meinen raschen Entschluß verloren gewesen wären. Aber glauben Sie nicht, daß ich dem geringsten meiner Soldaten wehe thun wollte; aus Stolz oder um<121> mir einen falschen Ruhm beizulegen, davon bin ich weit entfernt."

16. Oktober 1745

In's Lager bei Schatzlar und Libau

19. Oktober 1745

Aus dem Lager von Schatzlar über Libau und Landshut 121-+.

20. Oktober 1745

In Giesmannsdorf, Hauptquartier.

21. Oktober 1745

In's Lager bei Rohnstock, das Hauptquartier im Gräfl. Hohbergschen Schlosse bis den 30sten. Die Gräfin Hohberg und die Baroneß von Schweinitz mit ihren Töchtern werden zur Königl. Tafel gezogen.

24. Oktober 1745

An Duhan:

"Ich gestehe Ihnen, daß ich Thränen in den Augen hatte, als ich die Bücher meines armen verstorbenen Jordan aufschlug121-++, ich kann nicht ohne wahren Kummer daran denken, daß dieser Mann, den ich so sehr geliebt habe, nicht mehr ist. Aus diesem Grunde scheue ich mich vor Berlin, und es wird mir viel Mühe kosten, mich von den Annehmlichkeiten zu entwöhnen, welche mir dort ehmals die Freundschaft und der Umgang der beiden Leute (Jordan und Kaiserling) gaben, deren Verlust ich mein ganzes Leben hindurch bedauern werde etc."

30. Oktober 1745

Über Glogau nach Berlin.

31. Oktober 1745

Ankunft und feierlicher Empfang in Berlin, Illumination etc. Die damalige Zeitung sagt von der feierlichen Einholung: "Ihro Majestät nahmen solches Merkmal der Treue und Liebe gnädigst auf und stiegen noch vor dem Portal aus Dero Wagen, zogen den Hut ab und bedankten sich auf die huldreichste Art."

<122>

B.

4. Oktober 1745

Franz I., Gemal der Königin von Ungarn und Böhmen Maria Theresia, wird als römischer Kaiser gekrönt.

13. Oktober 1745

Der Graf Zinzendorf, Bischof der mährischen Brüder, (Herrnhuther) kommt nach Berlin, den 21sten geht er nach Frankfurt a. d. O.

14. Oktober 1745

Stirbt in Potsdam der General-Lieutenant Gottfried Emanuel von Einsiedel, Chef der Leib-Grenadier-Garde, Ritter des schwarzen Adlerordens, 57 Jahre alt. Der bekannte Freiherr von der Trenk, damals Lieutenant bei der Garde du Corps, wird einige Tage nach der Schlacht bei Sorr aus dem Lager als Arrestant nach Glatz auf die Festung geschickt.


121-+ Es soll zwar eine Kabinetsordre an den Grafen Schmettau d. d. Czaslau den 19. Oktbr. 1745 vorhanden, sein; allem, da auch nach (Stille's) Les Campagnes du Roi etc. Tom II. 257, 258 der König um diese Zeit bei der Armee in Schatzlar und Rohnstock war, so findet hier wahrscheinlich ein Schreibfehler statt, und soll in jener Kahinetsordre anstatt Czaslau - Schatzlar heißen.

121-++ S. unter dem 2. Oktbr. den Schluß des Briefes.