Anmerkungen zum Jahre 1748.

1) Robert Scipio von Lentulus, geboren den 18. April 1714 zu Wien, kommt 1746 aus östreichischen in preußische Dienste, 1768 wurde er zum Gouverneur in Neuchatel ernannt. Nach dem bairischen Krieg nahm er, Alters halber, den Abschied und ging nach Bern. Er starb auf seinem Landsitz: Mon Repos d. 26. Dezbr. 1786. Er hatte 4 Söhne hinterlassen, die alle in preuß. militairische Dienste traten. Seine Gemalin war schon den 6 August 1754 in Berlin gestorben.

Julian Offroi Mettri war den 25. Dezbr. 1709 zu St. Malo geboren. Seine Eltern, Julian Offroi Mettrie und Maria, geborne Goudron, welche durch bedeutende Handlungsgeschäfte in ziemlichem Wohlstand lebten, hatten ihrem Sohn eine sehr gute Erziehung gegeben und ihn für den geistlichen Stand bestimmt, später aber widmete sich der junge Mettrie der Arzneiwissenschaft, besonders der Anatomie, und erhielt 1729 zu Rheims den Doktorhut. 1733 ging er nach Leyden, wo er den berühmten Boerhave hörte, 1742 aber nach Paris. Hier erhielt er durch die Vermittelung des Herzogs von Grammont die Anstellung als Arzt bei der Leibwache. Er ging nun mit dem Herzog zu Felde und befand sich mit bei der Schlacht bei Dettingen, bei der Belagerung von Freiburg und bei dem Treffen von Fontenois, wo er seinen Beschützer, den Herzog verlor, der durch einen Schuß getödtet wurde. Bald darauf überfiel ihn eine Krankheit, die ihn aus aller Thätigkeit setzte, um so mehr aber seine Denkkraft beschäftigte, wo er denn wahrzunehmen glaubte, daß diese nichts anders sei als eine Folge der Organisation der Maschiene, und daß die Verrückung der Triebfedern einen starken Einfluß in denjenigen Theil von uns selbst hätte, den die Metaphysiker Seele nennen. Er versuchte mit<163> Hülfe der Zergliederungskunst das feine Gewebe des Verstandes zu erklären, und er glaubte nichts als einen mechanischen Bau zu finden, wo Andere ein Wesen, welches besser als die Materie sein soll, vorausgesetzt hatten. Als er seine philosophische Muthmaßung späterhin unter dem Titel: Natürliche Muthmaßung von der Seele drucken ließ; so zog ihm dies eine schreckliche Verfolgnug von Seiten der Geistlichkeit und der Andächtigen zu. Auf einer andern Seite hatte ihm sein Witz und seine spitzige Feder, welche er einem Andern zu einer Spottschrift auf die Ärzte geliehen hatte, ebenfalls viel Feinde zugezogen, daß er sich genöthigt sah, sein Vaterland zu verlassen. Er ging nach Leyden und schrieb seine Penolope, ein polemisches Werk wider die Ärzte, welches mit so vielem Witz verfaßt war, daß selbst seine Collegen sich nicht enthalten konnten, darüber zu lachen. Die Arzneiwissenschaft weniger achtend, gab er sich ganz der nachsinnenden Weltweisheit hin und gab seinen l'homme machine heraus, welche Schrift überall, besonders unter der Geistlichkeit, großes Aufsehen machte und ihm auch zu Leyden die Verfolgung von allen Religionspartheien zuzog; da man ihn als Verfasser errathen hatte, ob er gleich Alles gethan, um unerkannt zu bleiben, und deshalb das Manuscript erst nach Berlin geschickt hatte, von wo es dem Verleger nach Leyden übersandt und dieser von dem ungenannten Übersender beauftragt wurde, nach dem Drucke 6 Exemplare an den Marquis d'Argens zu überschicken (siehe das Avertissement des Verlegers von der Schrift: l'homme machine) Die Schrift ist übrigens nicht Friedrich d. Gr. sondern dem Prof. Haller in Göttingen zugeeignet und hat sogar zwei andere Schriften Mettri's und Haller's und einen Briefwechsel zwischen Haller und Maupertuis veranlaßt, den man in den Hamburgischen freien Urtheilen, Jahrg. 1751, S. 185 seq. 801 seq. findet, es muß also das, was Friedrich, nach Preuß, Friedrich d. Gr. etc. Theil III., S. 272 und nach Gebhard's Preisschrift, S. 58 über die Zueignung gesagt haben soll, unrichtig sein. Nach Denina la Prusse literaire soll Mettrie auch l'homme plante Potsd. s. a. (1748) geschrieben haben, was auch richtig sein mag, ungeachtet der Verfasser damals in der Berliner Zeitung vom 25. April 1748 förmlich<164> dagegen protestirte, wenn man ihn auch für den Verfasser der Schrift l'homme machine oder l'homme plus que machine halten wolle, und behauptete, an diesen Schriften keinen Antheil zu haben. Dagegen schreibt man ihm allgemein die Schrift zu, welche 1751 unter dem Titel: Les animaux plus que machines erschien. Die Schrift l'homme plus que machine ist von dem Buchhändler Luzac (le jeune) in Leyden verfaßt, s. Windheim philosophische Bibliothek I. 198 und Leipziger Gelehrten Zeitung 1748 p. 423 (!)
     

Der König hatte von la Mettrie's Schicksalen gehört und ließ ihn durch Maupertuis auffordern, nach Berlin zu kommen. Hier erschien er im Febr. 1748, wurde zum Mitglied der Königl. Akademie aufgenommen und erhielt vom König, der ihn seines heitern Temperaments wegen gern um sich sah, ein Gehalt. Er starb hier den 11. Novbr. 1751 im Hause des franz. Gesandten Triconel, wo er sich durch übermäßigen Genuß von einer Trüffelpastete eine Indigestion zugezogen hatte. Er war mit Louise Charlotte Dreaume verheirathet und hinterließ eine Tochter von 5 Jahren und etlichen Monaten. Der König sagt von Mettri in der, auf ihn verfertigten, Lobrede: "Der Herr de la Mettrie war mit einer natürlichen Fröhlichkeit geboren, die unerschöpflich war. Er hatte einen aufgeweckten Geist und eine so fruchtbare Einbildungskraft, daß dieselbe in dem trockenen Erdreiche der Arzeneikunst Blumen hervorbrachte.

Die Natur hatte ihn zu einen Redner und Weltweisen gemacht; allein ein noch kostbareres Geschenk, welches er von derselben empfangen hatte, war eine reine Seele und ein dienstfertiges Herz. Alle diejenigen, welche von den frommen Lästerungen der Gottesgelehrten nicht sind hintergangen worden, betrauern in dem Herrn de la Mettrie einen rechtschaffenen Mann und einen gelehrten Arzt."

Seine sämmtlichen Schriften und die, durch selbige veranlaßten, Gegenschriften findet man verzeichnet in J. A. Trinius Freidenker-Lexicon, S. 350-360. Sein Portrait ist, von J. C. G. Fritzsch in Kupfer gestochen, vorhanden. Mehrere interessante Anekdoten von ihm erzahlt Nicolai in seinen Anekdoten vom König Friedrich II. Heft 1 und 6.

<165>

George Keith, ein Sohn des, S. 149 erwähnten, Lords Wilhelm Keith, war Erbmarschall von Schottland, daher er gewöhnlich Lord Marschall genannt wurde. Die willkührliche und, den Katholicismus vorzugsweise begünstigende, Regierung der Könige von England, Karls II. und seines Bruders und Nachfolgers Jakobs II., beides Söhne des Hingerichteten Königs Karls I., hatte die Nation aufs Höchste erbittert, so, daß sie den Prinzen Wilhelm von Oranien, der die älteste Tochter Jakobs II. zur Gemalin hatte, zum Beistand herbeirief und ihn, als Jakob nach Frankreich geflüchtet war, zu ihrem König erklärte. Nach seinem, 1702 unbeerbt erfolgten, Tode kam die Regierung an Jakobs zweite Tochter, Anna, und nach deren Ableben sollte, wie in einer frühern Successionsakte festgesetzt und bestimmt war, die Thronfolge (mit Übergehung eines jüngern Sohnes Jakobs (Jakobs III., dessen ächte Geburt man bezweifelte und bestritt) auf das protestantische Haus Hannover übergehen, welches 1658 durch die Heirath des Braunschweig-Lüneburgschen Prinzen, Ernst August (welcher 1692 Churfürst von Hannover ward) mit einer Tochter der einzigen Schwester Karls I. mit dem engl. Regentenhause in Verwandtschaft gekommen war. Anna unterließ jedoch nicht während ihrer Regierung, zu Gunsten ihres oben gedachten Bruders, Jakobs III, bekannt unter dem Namen des Ritters George und des Prätendenten, zu intriguiren, um ihm die Thronfolge zu verschaffen, indem ihr Vater, Jakob II. bereits gestorben war. Nach Annas Tode bewaffneten sich auch die Anhänger des Prätendenten (die sogenannten Jakobiten) zu seinen Gunsten; er landet auch in Schottland, geht aber unverrichteter Sache wieder zurück, indem ein Preis von 100,000 Pfund Sterling auf seinen Kopf gesetzt war, und die Anstrengungen seiner Freunde, ihn auf den Thron zu helfen, waren vergeblich. In diesen Unruhen nun waren beide Brüder Keith auf die Seite des Prätendenten getreten. Unser Lord Marschall setzte sich an die Spitze der Jakobiten und ließ den Prätendenten in Edinburg zum König ausrufen. Er konnte jedoch nicht durchdringen und verlor seine Ämter, Würde und Güter, auch wurde ein Preis auf seinen Kopf gesetzt. Als er 5-6 Monate auf den Bergen Nordschottlands<166> umhergeirrt war, begab er sich nach dem Auslande und suchte an verschiedenen Höfen Hülfe für seinen Prinzen, fand aber, wie er sagte, daß ein König ohne Land und Macht von seinen allerdurchlauchtigsten Brüdern Nichts zu erwarten habe, und so beschloß er, einstweilen und bis günstigere Umstände einträten, in fremde Dienste zu gehen. Er wählte die spanischen. Während dieser Zeit war er auch bei dem Prätendenten in Rom. 1733 machte er im spanischen Dienst einen Feldzug gegen den römischen Kaiser mit, nach dessen Beendigung hielt er sich in Valencia auf. Als 1744 Frankreich mit England im Krieg begriffen war, machte er den Versuch, den ältesten Sohn des Prätendenten, den Prinzen Eduard, nach Schottland zu bringen. Dieser umarmte den Lord und sagte zu ihm: ich habe nur Sie allein nöthig, ich will gehen und mit meinen getreuen Schotten entweder siegen oder sterben. Vergeblich bemühte sich der Lord, dem Prinzen begreiflich zu machen, daß sie Beide allein Nichts ausrichten könnten und nur ganz unnützer und unverantwortlicher Weise Blut und Leben vieler tausend edler Schotten auf's Spiel setzen würden; da er aber sahe, daß der Prinz auf seinen Vorsatz bestand und nur Mißtrauen gegen ihn zeigte, so schmerzte ihn dies so, daß er sich entschloß, künftig ganz zurückgezogen für sich zu leben. Er nahm nun von dem Prätendenten schriftlich Abschied, verließ auch die spanischen Dienste und nahm seinen Aufenthalt in Venedig. Als später sein Bruder, der General Keith, aus russ. in preuß. Kriegsdienste trat, folgte er diesem nach Berlin. Der König nahm ihn gütig auf und übertrug ihm erst die Gesandtschaft in Frankreich, dann in Spanien, welche Stellungen ihm aber eben so wenig behagten als die eines Statthalters von Neufchatel, welche ihm der König später gegeben hatte. Nachdem er auch diesen Posten aufgegeben und der König ihm inzwischen die Begnadigung des Königs von England verschafft hatte, wünschte er in seinem Vaterlande zu leben, und der König bewilligte ihm die Rückkehr dahin; aber da er seine Güter nicht wieder erhalten und Manches sich seit seiner Abwesenheit geändert hatte, so gefiel es ihm nicht in Schottland und bald kehrte er zum König nach Potsdam zurück. Hier lebte er nun in philosophischer Ruhe ein zufriedenes glückliches Leben, von<167> Allen besonders vom König geliebt und geachtet, der ihm auch in der Vorstadt von Potsdam ein Haus bauen ließ, welches mit Sanssouci Verbindung hatte, damit er seines Umgangs desto öfter und bequemer genießen konnte. Er starb endlich am 25. Mai 1778. Sein Geburtsjahr, das er immer geheim hielt, ist nicht genau bekannt, wahrscheinlich aber ist er im Jahre 1685 geboren und hat also ein Alter von ungefähr 93 Jahr erreicht. (Eloge de Milord Maréchal p. d'Alembert. Berlin 1779).
     

An obengedachtem Hause des Lords standen die Worte: Fridericus II. nobis haec otia fecit.

Friedrich I. ist der erste Monarch in Deutschland, welcher darauf bedacht war, für alte und verwundete Soldaten ein Versorgungshaus zu bauen. Auf den Vorschlag des Geheimen Raths von Hamrath, sollte ein solches vor dem Königsthore in Berlin, wo jetzt der sogenannte Stelzenkrug steht, gebaut werden; es unterblieb jedoch nachher. Der Kanzler von Ludwig schrieb um diese Zeit einen Tractat über das Recht der Invalidenhäuser, Leipzig 1707, auf dessen Titel sich ein Abriß des Hauses, wie es Friedrich I. wollte bauen lassen, befindet.
     

Auf das, von Friedrich II. erbaute, Invalidenhaus wurde eine Medaille geprägt, 2 Loth schwer. Avers: Fidericus Borussorum Rex, mit des Königs Bildniß von Vestner. Rev. das Invalidenhaus mit der Umschrift: militi invicto fatigato quietem. Im Abschnitt: Inhabiat et inaugurat Berolini M. Nov. MDCCXXXXVIII.

Die Instruktion für den Commandanten des Invaliden Hauses ist d. d. Potsdam den 31. August 1748.

Nach derselben soll das Personal bestehen aus:

1Commandanten,
 3Capitains,
 6Lieutenants,
 3Fähnrichen,
 30Unteroffizieren, worunter 3 Feldwebel,
 570Gemeinen, worunter 6 Tambours, welche alle in 3 Compagnien eingetheilt sind.
<168>
Ferner aus:1katholischen und 1 lutherischen Priester,
 1Chirurgus mit 4 Gesellen,
 1Cassirer, welcher zugleich Adjudant sein muß.

Zum Lazareth aus: 1 Köchin, 1 Wäscherin, 2 Wärterinnen.

Zur Wirhschaft 1 Verwalter oder Amtmann, 1 Schreiber, 1 Backmeister mit seinen Leuten, 1 Brauer mit seinen Leuten, 1 Branntweinbrenner und 1 Fleischer mit seinen Leuten, 1 Gärtner, welcher ein Invalide sein muß, 3 Bierschenkern, 3 Hökern, 1 Ochsenknecht, 2 Pferdeknechten, 2 Hausknechten.

Die ganze, aus 25 Artikel bestehende, Instruction zeigt bis in's kleinste Detail von der großen und angelegentlichsten Vorsorge des Königs für die Invaliden, wobei auch der religiösen nicht vergessen ist, hinsichtlich welcher im 19. Artikel dem Commandanten befohlen wird, dahin zu sehen, "daß die Leute, welche nicht krank sind, allemal in die Betstunde und in die Messe kommen". Bekanntlich befinden sich im Invalidenhause 2 Kirchen, 1 kathol. und 1 lutherische.

Der Etat war, bei der ersten Einrichtung des Hauses, folgender:

Bei der Einrichtung hatte der König zur ersten Anschaffung des Arbeitsviehes und des Mastviehes, der Fütterung und des Sommergetraides, der nöthigen Geräthe zur Brau- und Brennerei und eines einjährigen Consumtion-Vorschusses etc. ein für allemal gegeben 7160 Thlr. und ferner jährlich bewilligt zur

Verpflegung (Besoldung) 18903 Thlr. - Gr.
zur großen Montirung 1318 10½
zur kleinen 2758 8
 
zur jährlichen Unterhaltung der Gebäude,
Geschirre, Betten etc. Lazareth etc.3026 22
zur Beleuchtung an Licht und Öhl 902 -
 

Und außerdem noch jährlich 471 Haufen Holz; auch war Alles, was im Hause an Consumtibilien etc. gebraucht wurde, von der Accise frei. Das, dem Invalidencorps vorgesetzte, Personal war, bei der Einführung, folgendes:

Commandant Oberst v. Feilitsch, Stabskapitain v. Frenglin, Capitains v. Reede, v. Berner und v. Schönfeld.

<169>

Premierslieutenants, v. Dargitz und v. Damnitz.

Secondlieut.: v. Platen, v. Hesse und v. Grobschäck.

Fähnrich: v. Grabo, v. Ostheim und v. Holst.

Rendant: Hofrath v. Kleist, Amtmann und Kammerrath Habermaß.