Januar 1754.

A.

24. Januar 1754

Geburtstagsfeier des Königs.

30. Januar 1754

Der König nach Potsdam.

Der König giebt die gewöhnlichen Geldgeschenke für die Armen.

B.

7. Januar 1754

Der General Fouqué aus Glatz in Berlin.

10. Januar 1754

Edikt wegen Vermietungen etc. Aufhebung des bisherigen Gesetzes: Kauf bricht Miethe.

11. Januar 1754

Traktat zwischen dem König von Preußen und der verwittweten Prinzessin von Oranien und Nassau, wegen Abtretung der Güter und Domänen, welche der König in Holland besitzt (Wenk Codex III. 44).

24. Januar 1754

Die Lobrede des Königs auf den Baron von Knobelsdorf wird in der Akademie vorgelesen.

<263>

Februar.

A.

7. Februar 1754

Der Fürst-Bischof von Breslau, von Schafgotsch, nach Potsdam.

9. Februar 1754

Der König an Algarotti:

- etc. "Formey hat in der Akademie die Lobrede auf die Herren von Arnim und Münchow gelesen, und die Akademie hat sich dem Druck derselben widersetzt. Ich war neugierig, sie zu lesen; nie gab es ein unsinnigeres und faderes Geschwätz. Formey hat einen Geist haben wollen, er hat einen Anlauf wider die Natur genommen, und dies ist nicht zu seinem Vortheil ausgeschlagen. Der Narr (Voltaire) hat in Colmar von sich aussprengen lassen, daß er gestorben sei, um seine Grabschrift zu lesen:

Hier liegt der Meister Arouet,
Allzeit voll Wuth, die Leute zu betrügen,
Ein Schöngeist voller List und Lügen,
Für seinen Vortheil überall beredt.
Als nun zur Unterwelt er abgefahren,
Feilscht' er am dunkeln Acheron.
Um einen Dreier zu ersparen,
So knausrig um des Fahrgelds kargen Lohn,
Daß der brutale Charon sans façon
Mit einem Tritt au ventre ihn geschnellt,
Daß er zurückflog in die Oberwelt.

"

11. Februar 1754

Der Prinz Heinrich in Potsdam bis den 14.

25. Februar 1754

Der König an Darget:

"Das Podagra ist ein großes Übel, aber die Hypochondrie (Darget's Krankheit) ist das schlimmste von allen. Wenn die podagrische Schärfe Ihrer Milz Linderung verschafft, so ist dies ein wahres Glück. Diesen kleinen Tribut muß man dem Alter schon bezahlen, das uns ohne Unterlaß von dem Augenblick unsers Entstehens entfernt, und uns zu dem Zeitpunkt unsrer Vernichtung hinreißt. Aber Sie könnten, wenn<264> ich in diesem Ton fortfahre, meinen Brief für einen Auszug aus Pibrak's Quatrains halten. - etc. Ich lebe in der Gesellschaft meiner Bücher, gehe mit den Leuten aus dem Jahrhundert des Augustus um, und werde die in dem jetzigen bald um nichts besser kennen, als der verstorbene Jordan die Straßen in Berlin etc."

27. Februar 1754

Der König aus Potsdam in Berlin.

28. Februar 1754

Nach Potsdam.

B.

13. Februar 1754

Der Abt Bastiani von Berlin nach Schlesien.

März.

A.

2. März 1754

Der Prinz Heinrich nach Potsdam bis den 5.

23. März 1754

Der König aus Potsdam in Berlin.

23. März 1754

An Darget:

- etc. "Schreiben Sie mir Neuigkeiten von Voltaire, wie sie auch sein mögen etc."

27. März 1754

Der König besucht den kranken Commandanten von Berlin, Grafen Hacke.

27. März 1754

Feier des Geburtsfestes der Königin Mutter, welche vom Könige mit prachtvollem Porzellan beschenkt wird. Es wird an diesem Tage die Oper Semiramis aufgeführt.

28. März 1754

Der König nach Potsdam mit dem Feldmarschall Keith.

30. März 1754

In Potsdam Intermezzo: Bertholdino. Diese Schauspiele waren bisher immer nur von zwei Personen aufgeführt worden; um sie nun von mehreren Personen aufführen zu lassen, hatte der König seit Kurzem den Sänger Paganini und dessen Frau, und noch zwei andere Sänger in Dienst genommen, und war dieses vorgenannte Intermezzo das erste, welches von mehreren Personen aufgeführt wurde.

B.

12. März 1754

Edict wegen Verminderung der Feiertage, nach welchem der<265> Michaelis- und Drei-Königstag auf die nächstfolgenden Sonntage verlegt werden, alle übrigen Fest- und Aposteltage aber gänzlich wegfallen sollen.

17. März 1754

Der bisherige Französische Oberst von Krockow (Anton) kommt aus Paris in Berlin an. Er war vom König in seine Dienste berufen worden, und ward in der Armee zum Obersten und Flügeladjutanten ernannt. Er hat sich während des siebenjährigen Krieges auf das Rühmlichste ausgezeichnet, auch in der Armee verschiedene ökonomische Einrichtungen eingeführt. Er stieg bis zum General-Lieutenant, und hatte sich die Gnade des Königs in sehr hohem Grade erworben, der ihn oft zu sich nach Potsdam berief und ihn auf seinen Reisen mitnahm.

Das Domkapitel zu Havelberg erhielt vom König einen eignen Orden.

April.

A.

1. April 1754

Der König an Darget:

- etc. "Ich brauche noch ein drittes Paar Tänzer. Sollte nicht in Paris irgend ein Freudentöchterchen mit schelmischen Augen, einem artigen Gesichtchen und einem feinen Wuchse zu finden fein, die wohl Lust hätte auf unserm Theater in Berlin Kapriolen zu machen? - etc. Glauben Sie wohl, daß Voltaire trotz allen den Streichen, die er mir gespielt hat, doch wieder hierher zu kommen sucht? Aber der Himmel behüte mich vor ihm! Er taugt nur zum Lesen; als Gesellschafter ist er gefährlich etc."

18. April 1754

Der König aus Potsdam in Berlin, wo er den kranken Commandanten Graf Hacke besucht.

19. April 1754

Nach Potsdam zurück. Vorher besah der König einige Regimenter der Berliner Garnison im Lustgarten.

B.

1. April 1754

Die zwischen Berlin und Potsdam eingerichtete tägliche Post (die Journaliere) macht an diesem Tage die erste Fahrt.

<266>

12. April 1754

Stirbt in Halle der Geheime Rath und Kanzler der dasigen Universität, Freiherr Christian von Wolff.

In diesem Monat kam der Chevalier Masson aus Frankreich in Berlin an, und wurde vom König zum wirklichen Kammerherrn ernannt 1).

Mai.

A.

11. Mai 1754

Der König aus Potsdam in Berlin; Specialrevue vor dem Halleschen Thore; besucht den kranken Commandanten Gr. v. Hacke, dann nach Charlottenburg.

12. Mai 1754

Von Charlottenburg über Spandau nach Potsdam.

13. Mai 1754

Schreibt an Darget:

- etc. "Sie werden ungeachtet Ihrer Hypochondrie lachen, wenn Sie hören, daß ich an einem und eben demselben Tage von Maupertuis und von Voltaire Briefe bekommen habe, worin sie von Anfang bis zu Ende auf einander schimpfen. Sie halten mich für einen Rinnstein, in den sie ihre Unreinigkeiten ausschütten können. Ich habe dem Dichter eine lakonische Antwort schreiben und den Geometer bloß daran erinnern lassen, daß sein Geist bei dem Namen des Dichters aus dem Schwerpunkte komme. Dem Himmel sei Dank, daß ich nicht so heftige Leidenschaften habe, wie diese Leute; denn sonst würde ich mein ganzes Leben hindurch Krieg führen. Unsere guten Deutschen mit ihrem Phlegma taugen, was man auch von ihnen sagen mag, besser für die Gesellschaft, als eure schönen Geister mit ihrem Muthwillen. Freilich sind wir, wie Sie selber einmal sagten, schwerfällig, plump, und so unglücklich, gesunde Vernunft zu haben, aber wenn Sie Sich einen Freund wählen müssen - wo würden Sie ihn suchen? Der Witz mein lieber Darget, ist eine Schminke, welche häßliche Züge bloß versteckt; die gesunde Vernunft glänzt zwar weniger, aber sie führt eben durch<267> ihre Genauigkeit zur Tugend hin; und ohne diese kann keine Gesellschaft bestehen."

14. Mai 1754

Die sämtlichen Minister aus Berlin zum Könige nach Potsdam bis den 16.

22. Mai 1754

Der König nach Berlin, wo er den kranken Commandanten Gr. v. Hacke besucht.

23. Mai 1754 und 25. Mai 1754

Der König wohnt den Manövres vor dem Halleschen Thore bei.

26. Mai 1754

Sonntag. Der König hält vor dem Halleschen Thore über das Kavallerie-Regiment des Prinzen von Preußen Specialrevue.

27. Mai 1754

Nach Beendigung der großen Revue geht der König nach Potsdam.

26. Mai 1754

Richtiger wohl den 27. (denn am 26. war der König in Berlin und nicht in Potsdam, von wo der Brief datirt ist), schreibt der König an Algarotti:

- etc. "Ihr Herr Bruder in Belzebuth (Voltaire) hat sich in Colmar mit den Jesuiten veruneinigt; es ist dies nicht die klügste Handlung seines Lebens. Man sagt, man werde ihn zwingen können, den Elsaß zu verlassen. Es ist zum Erstaunen, daß das Alter die Thorheit nicht heilt, und daß dieser, durch seine Talente und seinen Geist so achtbare Mann so verächtlich durch seine Aufführung wird. Wir haben hier einen aus Frankreich angekommenen Chevalier (Masson?), welcher mir eben so gescheut schien, als die mehrsten seiner Landsleute, die ihm vorausgingen, Narren zu sein scheinen. Er ist gelehrt und scheint es gründlich zu sein; ich kenne ihn nicht genug, um mit Zuverlässigkeit darüber urtheilen zu können."

30. Mai 1754

Der König aus Potsdam in Berlin und weiter nach Stargard.

31. Mai 1754

Ankunft im Lager bei Stargard.

Auf dieser Reise übernachtete der König mit seinem Gefolge auf dem Schlosse zu Neuenhagen, und schenkte bei seiner Abreise dem dasigen Beamten 100 Stück Friedrichsd'or.

<268>

B.

Mai 1754

In diesem Monat ward der bekannte Baron v. d. Trenk auf Requisition des Königs in Danzig arretirt und nach Magdeburg gebracht.

Das Dragoner-Regiment von Ahlemann (Nr. 1 der alten Armeeliste, jetzt dem Brandenburger Dragoner-Regiment einverleibt) erhielt vom König neue Standarten, zu welchen das ganze Regiment am 1. Mai schwor.

Juni.

A.

1. Juni 1754

Der König ins Lager bei Stargard, woselbst auch die Feldmarschälle Schwerin und Keith sich befinden.

4. Juni 1754

Von Stargard nach Amt Neuhaus.

5. Juni 1754

Von Neuhaus nach Berlin, dann nach Potsdam.

10. Juni 1754 bis 11. Juni 1754

Nachts von Potsdam über Brandenburg nach Pitzpuhl bei Magdeburg zur Revue. Mit ihm unter Mehreren der Generaladjutant v. Winterfeld.

Daselbst Manövre bis den 13.

16. Juni 1754

In Halle, logirt im Richterschen Hause; spricht die Professoren Meier und Wiedeburg.

18. Juni 1754

In Baireuth, tritt in der Eremitage ab.

21. Juni 1754 bis 22. Juni 1754

Nachts verläßt er die Eremitage und geht nach Leipzig.

22. Juni 1754

Ankunft in Leipzig, Abends um 8 Uhr.

23. Juni 1754

Von Leipzig ab und kommt in Potsdam an.

27. Juni 1754

Aus Potsdam in Berlin, dann nach Charlottenburg.

27. Juni 1754

Kabinetsordre an den Minister v. Bismark: etc. Auf Euren Bericht vom 19. dieses, den in großem Verdacht wegen begangenen Mordes und Beraubung auf öffentlicher Landstraße stehenden *** betreffend, gebe ich Euch zur Resolution, daß, wie ich in dergleichen Kriminalfällen, die Tortur allemal, als ein theils grausames, theils aber Ungewisses Mittel ansehe, die Wahrheit der Sache herauszubringen, Ich also das Erkenntniß des Berlinschen Criminal-Senats confirmirt und<269> solches durch Vollziehung der hierbei zurückkommenden Expeditionen approbirt habe. Wobei ich Euch denn zu Eurer und der Criminal Collegiorum Direction hierdurch nochmalen deklarire, daß wenn in dergleichen Criminalfällen, wo es auf die öffentliche Sicherheit ankommt, die Delinquenten durch klare Indicia oder durch Zeugen und andere ganz deutlich sprechende Umstände, überwiesen worden, so daß nichts an Richtigkeit des facti als nur alleine die eigene Confession des Delinquenten fehlet, welche sonsten aus letzterem durch die in den Gesetzen geordnete Tortur herauszubringen ist, sodann auf solchem Fall die gesetzmäßige Todesstrafe sonder Bedenken von den Criminal Collegiss erkannt werden kann, ohne daß selbige nöthig haben, das eigene Bekenntniß eines schon ganz überführten Delinquenten zu erfodern und abzuwarten.

28. Juni 1754

Von Charlottenburg über Spandau nach Potsdam.

B.

30. Juni 1754

Stirbt die Gemalin des Feldmarschalls von Schwerin.

Das Leib-Karabinier-Regiment (Nr. 11 der alten Armeeliste, jetzt dem Brandenburgischen Kürassier-Regimente einverleibt) erhielt vom König neue Standarten.

Der Oberstallmeister, Staats- und Kriegsminister Graf von Schafgotsch geht nach Schlesien zurück.

Juli.

A.

Juli 1754

Der König in Potsdam. Ende des Monats braucht er den Brunnen in Sanssouci.

24. Juli 1754

Der Herzog von Richemont und sein Bruder, der Lord George Lenor, in Sanssouci beim König zur Tafel.

26. Juli 1754

Der König aus Potsdam in Berlin.

27. Juli 1754

Besieht den Kasernenbau, geht nach Potsdam zurück.

30. Juli 1754

Der König ertheilt Algarotti den erbetenen Abschied.

B.

1. Juli 1754 bis 4. Juli 1754

Anfangs dieses Monats kommt Maupertuis aus Frank<270>reich nach Potsdam zurück, wo er bis den 22. bleibt und dann nach Berlin geht.

26. Juli 1754

Lord Marschall kommt aus Paris in Berlin an, und wird ihm das Gouvernement von euchatel ertheilt.

August.

A.

4. August 1754

Kabinetsordre des Königs an den Großkanzler v. Cocceji:

- etc. Was aber den zweiten Punkt wegen der Inquisiten anlangt, daß diejenigen, welche einen rechtlichen Verdacht gegen sich haben, durch die Tortur zum Bekenntniß gebracht werden sollen; so ist Euch darauf in Antwort, daß, nachdem Ich das grausame, und zugleich zur Herausbringung der Wahrheit sehr Ungewisse Mittel der Tortur in dergleichen Fällen gänzlich abgeschafft habe, es also auch dabei sein Bewenden haben muß etc.

9. August 1754

Der König aus Potsdam nach Spandau, speist bei dem Prinzen von Preußen; nach Potsdam zurück.

10. August 1754

Prinz Heinrich nach Potsdam.

14. August 1754

Der König aus Potsdam in Berlin, daselbst große Cour, wobei dem Könige die Venetianischen Nobili Emo und Mazzoleni, und der Polnische Graf Hülsen vorgestellt werden. Dann nach Charlottenburg.

15. August 1754

Von Charlottenburg nach Potsdam.

27. August 1754

In Spandau.

30. August 1754

Aus dem Lager bei Spandau nach Potsdam.

In dem Lager bei Spandau, wo sehr viele auswärtige Generale gegenwärtig waren, ließ der König verschiedene Kriegsmanövres der Römer und Karthaginienser ausführen, desgleichen auch Kriegsübungen nach Puysegurs Angabe.

B.

6. August 1754

Stirbt die Gemalin des Generals Lentulus, geb. Gräfin von Schwerin. (S. Seite 141).

<271>

11. August 1754

Der Oberstallmeister etc. Graf von Schafgotsch kommt aus Schlesien in Berlin an.

15. August 1754

Der Östreichische Gesandte Graf Puebla geht nach Prag

17. August 1754

Stirbt in Berlin der Commandant, General-Lieutenant Christoph Friedrich Graf von Hacke.

18. August 1754

Der junge Prinz Friedrich Wilhelm (nachheriger König Friedrich Wilhelm II.) geht mit seinem Oberhofmeister Grafen von Bork nach Potsdam, um sich nun daselbst immer aufzuhalten.

26. August 1754

Wird zu Hannover eine Convention mit England geschlossen.

September.

A.

1. September 1754

Der König aus Potsdam in Berlin.

3. September 1754

Über Cüstrin nach Schlesien, mit dem Feldmarschall v. Schwerin, Prinzen Moritz von Anhalt-Dessau, Herzog von Braunschweig-Bevern, Zieten, Winterfeld, Buddenbrock, Grumkow etc.

5. September 1754

In Glogau, wo der König die Festung besieht, desgleichen die neuen Minen, die Magazine, das Zeughaus, die neue Redoute.

6. September 1754

Von Glogau nach dem Hauptquartier Golau bei Breslau. Dem Besitzer dieses Guts, dem Baron von Röbel, schenkt der König eine Tabatiere von Werth.

9. September 1754

Von Golau nach Breslau, der König wohnt in seinem Palais.

11. September 1754

Von Breslau nach Glatz und den andern Festungen an der Schlesischen Grenze; in Brieg logirt der König bei dem General Hautcharmoi.

12. September 1754

Von Brieg nach Cosel.

13. September 1754

Von Cosel zurück nach Neisse.

21. September 1754

Aus Schlesien in Berlin angekommen, denselben Tag nach Potsdam.

B.

4. September 1754

Lord Marschall geht nach seinem Gouvernement Neuchatel.

12. September 1754

Der Östr. Gesandte Puebla aus Prag wieder in Berlin.

<272>

Oktober.

A.

17. Oktober 1754

Der König aus Potsdam in Berlin.

18. Oktober 1754

Nach Potsdam.

23. Oktober 1754

Der König wohnt der Probe der neuen Oper Montezuma, zu welcher er selbst den Entwurf gemacht hat, bei.

November.

A.

November 1754

Der König in Potsdam.

14. November 1754

General Fouqué nach Potsdam zum König.

18. November 1754

Der König aus Potsdam in Berlin.

19. November 1754

Nach Potsdam.

29. November 1754

Der Fürst-Bischof von Breslau, Graf v. Schafgotsch, zum König nach Potsdam.

Dezember.

A.

Dezember 1754

Der König in Potsdam.

20. Dezember 1754

Aus Potsdam in Berlin.

B.

20. Dezember 1754

Anfang des Carnevals. Die Ordnung desselben wie im vorigen Jahre. Die beiden Opern waren Montezuma und Semiramis.

Anmerkung zum Jahre 1754.

Der Chevalier de Masson stammte aus einer alten Familie in Bourgogne; er stand jetzt als Capitain in dem Französischen Infanterie-Regiment von Briqueville, welches sein Standquartier zu Neu-Breisach hatte. Der Graf Gotter hatte ihn auf einer Reise nach Montpellier kennen lernen, und seine Unterhaltung sehr angenehm gefunden. Da nun der König durch La Mettri's Tod und Voltai<273>re's Abreise zwei seiner gelehrten Gesellschafter verloren hatte; so glaubte Gotter, daß es dem Könige lieb sein würde, wieder einen unterhaltenden Gesellschafter zu finden, er empfahl also hierzu den Chevalier de Massen. Hierauf antwortete der König, daß Gotter den Chevalier unter den gewöhnlichen Conditiones (die Kammerherrenwürde, 1000 Thaler Gehalt etc.) engagiren solle. Dies geschah, de Massen nahm den Abschied von seinem Regiment, und ging nach Potsdam, wo er jedoch keinen sonderlichen Beifall fand, und ihn endlich durch sein unbesonnenes, oft undelikates Benehmen ganz verlor. So war z. B. einst an der Königl. Tafel die Rede von den Verdiensten der berühmtesten Feldherren der Alten; der König gab Hannibal den Vorzug, worauf de Massen erwiederte: "Es mag sein, Sire, aber er hatte keine Religion."
     

Dergleichen Sottisen hatten die Folge, daß der Chevalier erst selten und dann gar nicht mehr vom König eingeladen wurde, aber sein Gehalt behielt. Er lebte hierauf mehrere Jahre sehr zurückgezogen in Potsdam, verlangte dann seinen Abschied, den er auch leicht erhielt, und ging nach Frankreich zurück.