<100> seine erstaunenswürdige Rechnungen erwiesen hat. Mit seiner Astronomie bin ich in der That nicht so zufrieden, wie mit dem Uebrigen; ob er sich nicht deutlich erklärt, so scheint es doch, als wäre er für das Ptolemäische System, und nähme das Copernikanische nur mit der Bedingung an, daß es der Pabst erlaube. – Seine Moral ist ohne Widerrede der schwächste Theil seines Werkes; ich habe nichts Gutes darin gefunden, als was die Klugheit derer betrifft, welche Staaten regieren. Der Ueberrest des Werks sieht dem Schulrektor zu ähnlich, der Eintheilungen und Unterabtheilungen macht, Worte definirt und viel spricht, um wenig zu sagen. Der Abschnitt von der Freiheit ist der schwächste von Allen. Wie es scheint eilt er in diesem siebenten Bande, um fertig zu werden. Vielleicht hat auch Vernier, sein Uebersetzer und Epitomator, seine Schuldigkeit nicht gethan. Ihnen also, der Sie aus der Quelle schöpfen können, kommt es zu, mich zu belehren, ob jene Fehler, die ich an ihm tadle, dem Philosophen oder dem Reisenden + zur Last fallen.

Da hätte ich denn ein großes Werk durchgelesen, lieber Marquis. Ich eilte, damit fertig zu werden, weil ich fürchtete, Laudon, der gewiß kein Philosoph ist, möchte mein Studieren gröblich unterbrechen. Für jetzt habe ich mir Schriftten gewählt, die ich ohne Bedauern bei Seite legen kann.

Weil ich doch gerade vom Lesen rede – heißt es ja, Voltaire habe einen zweiten Theil zum Kandide gemacht ++ Sein Sie doch so gütig, dem kleinen Beausobre zu sagen, daß er mir ihn schicken soll.

Heute bekam ich Melonen aus Sanssouci. Als ich sie sah, rief ich aus : O allzu glückliche Melonen! Ihr genoßt der Gegenwart des Marquis, die mir versagt ist! Wie braucht er den Brunnen? Hat er Nutzen davon? Geht er


+ Dem Uebersetzer Vernier, der ein berühmter Reisender war.

++ Dieser zweite Theil ist nicht von Voltaire.