<144> hat unsern Geist zu gleicher Zeit auf diese ähnlichen Gegenstände gelenkt? Wir beide wissen, glaub' ich, kein Wort davon. Ich gestehe Ihnen, daß ich über die äußerst große Verirrung des menschlichen Verstandes erstaune, so oft ich die Zänkereien über Glaubenslehren und Geheimnisse lese.
Doch ich sage Ihnen nichts, was Sie nicht schon wüßten, und sehe es Ihnen an, daß Sie gute Nachrichten verlangen. Ich bin so glücklich, Sie bedienen zu können, wie Sie es wünschen. Von Rußland erwarte ich den Kourier mit dem Friedenstractat, und von Schweden die Alliance. Die Unterhändler jagen alle Pferde todt, um einzutreffen und sogleich den Frieden zu unterzeichnen. Das ist noch nicht genug; Mithridat's Nachfolger geht jetzt zu Felde und schickt mir ein großes Hülfscorps. Jene Völker, welche die Sonne bei ihrem Aufgange bescheint, sind gleichfalls in Bewegung; die Verträge sind geschlossen, Alles ist zu Stande gebracht, so daß wir auf die gänzliche Erfüllung meiner Hoffnungen rechnen können. Diese Nachrichten haben etwas auf sich warten lassen; allein sie sind gut, daß man ihnen die Langsamkeit verzeihen kann. Jetzt hoffe ich also mit Grund, daß unsere Mühseligkeiten sich mit dem gegenwärtigen Jahre endigen werden.
Catt hat mir gesagt, daß der arme Graf Gotter so gut als in den letzten Zügen liegt. Ach! so werde ich denn in Berlin Nichts wiederfinden, als Mauern und Sie, mein lieber Marquis! keinen Bekannten, Niemand mehr, und ich werde die ganze unglückliche Generation überlebt haben! Ich muß abbrechen, weil ich ein Geschäft bekomme. Bei Muße werde ich Ihnen nächstens mehr sagen. Leben Sie wohl, mein lieber, guter, einziger Marquis. Ich umarme Sie von ganzem Herzen."
B.
1. April 1762
Der Russische General Graf Czernitschef verläßt Breslau